In der Bundeswehr zeichnet sich eine bedenkliche Entwicklung ab, die die Treffsicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Ausrüstung betrifft. Im Zentrum der aktuellen Diskussion steht das neue Sturmgewehr G95A1, dessen Präzision in Frage gestellt wird.
Treffsicherheitsmangel beim G95A1
Der Bundesrechnungshof hat erhebliche Zweifel an der Treffsicherheit des neuen Sturmgewehrs G95A1 der Bundeswehr geäußert. Ein Bericht, der der Bild-Zeitung vorliegt, deutet darauf hin, dass das Beschaffungsamt der Bundeswehr (BAAINBw) die Anforderungen an die Waffenindustrie reduziert hat, was zu einer Beeinträchtigung der Waffengenauigkeit geführt haben könnte.
Kritik am Beschaffungsprozess
Laut dem Bericht der Rechnungsprüfer benötigt die Bundeswehr ein Sturmgewehr, das „mit der eingeführten Gefechtsmunition unter realen Bedingungen ausreichend präzise trifft“. Dies scheint beim G95A1 nicht der Fall zu sein, was durch einen Änderungsvertrag zwischen dem BAAINBw und dem Waffenhersteller verursacht wurde. Die nun erlaubten Laborbedingungen und die Verwendung von ziviler Präzisionsmunition lassen einen realistischen Nachweis der Waffengenauigkeit nicht zu.
Kosten und Konsequenzen
Die Ausstattung der Bundeswehr mit dem G95A1, hergestellt von Heckler & Koch, wird erhebliche finanzielle Mittel beanspruchen – geschätzt rund 900 Millionen Euro. Dies umfasst die Basiswaffe sowie zusätzliche Komponenten wie ein Optik- und Lichtlasermodul. Der Bundesrechnungshof bemängelt, dass das Sturmgewehr unter den aktuellen Bedingungen die Präzisionsanforderungen nicht erfüllt.
Nachlassende Standards und ihre Folgen
Die Abschwächung der Nachweispflichten für die Treffsicherheit nach Vertragsabschluss wird ebenfalls kritisiert. Es wurde den Herstellern erlaubt, verschiedene Bedingungen zu ändern, darunter die Verwendung eines Scharfschützen-Zielfernrohrs und die Erhöhung des Zeitintervalls zwischen den Schüssen. Diese gelockerten Bedingungen führen dazu, dass das BAAINBw keine Nachbesserung vom Hersteller einfordern kann.
Personelle Konsequenzen
Diese Situation könnte personelle Konsequenzen nach sich ziehen. Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer steht unter Druck, und es wird über die Suche nach einem Nachfolger berichtet. Die Situation erinnert an ähnliche Probleme im Jahr 2015 mit dem Sturmgewehr G36, dessen Trefferquote bei Temperaturunterschieden dramatisch sank.
Die Bundeswehr steht vor einer Herausforderung, die nicht nur finanzielle, sondern auch sicherheitstechnische und operationelle Implikationen hat. Die Debatte um das Sturmgewehr G95A1 wirft Fragen über die Effizienz und Zuverlässigkeit von Beschaffungsprozessen auf und unterstreicht die Notwendigkeit, Ausrüstungsstandards aufrechtzuerhalten, die den realen Bedingungen des Gefechtsfeldes entsprechen.