Die idyllische Nordseeinsel Wangerooge steht plötzlich im Rampenlicht einer unerwarteten Bewerbungswelle. Mit der Ausschreibung für die Position eines Leuchtturmwärters hat die Inselgemeinde eine Flut von rund 1.100 Bewerbungen aus ganz Deutschland und darüber hinaus erhalten. Die Resonanz hat die lokale Verwaltung sowohl überrascht als auch vor logistische Herausforderungen gestellt.
Unerwarteter Ansturm auf eine einzigartige Stelle
Rieka Beewen, die Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters von Wangerooge und zugleich Kurdirektorin, konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. „Das ist wirklich verrückt. Da haben wir nicht mit gerechnet,“ äußerte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der internationale Echo, mit Bewerbungen, die sogar aus Ländern wie Polen und Tschechien eingingen, unterstreicht die breite Anziehungskraft der ungewöhnlichen Stellenanzeige.
Eine Herausforderung für die Inselverwaltung
Die kleine Verwaltung von Wangerooge, einer Insel mit lediglich 1.200 Einwohnern, sieht sich nun einem Berg von Arbeit gegenüber. Mit nur einem Dutzend Verwaltungskräften, von denen eine einzige für die Personalarbeit zuständig ist, ist die Bearbeitung der massiven Bewerberzahl eine Aufgabe, die zusätzliche Unterstützung erfordert. „Da müssen wir ihr nun unter die Arme greifen,“ erklärte Beewen, angesichts der Notwendigkeit, diese ungewöhnliche Situation zu bewältigen.
Kein traditioneller Leuchtturmwärter gesucht
Interessanterweise sucht die Gemeinde keinen Leuchtturmwärter im traditionellen Sinne. Seit den späten 1990er Jahren sind solche Positionen an der Nord- und Ostsee nicht mehr üblich. Der gesuchte Kandidat soll vielmehr im seit 1969 außer Betrieb befindlichen, denkmalgeschützten Alten Leuchtturm, der heute vorrangig touristisch genutzt wird, Aufgaben wie den Ticketverkauf, Einlasskontrollen und den Verkauf von Souvenirs übernehmen.
Eine Vielzahl ernsthafter Bewerbungen
Trotz einiger augenscheinlich scherzhafter Einsendungen betont Beewen, dass der Großteil der Bewerbungen ernst gemeint ist. Die Gemeinde plant, jedem Bewerber eine Antwort zukommen zu lassen, was den Auswahlprozess allerdings verzögern könnte. Ursprünglich für Anfang Mai geplanter Dienstbeginn wird sich daher voraussichtlich nach hinten verschieben.
Ein Silberstreif am Horizont
Die unerwartete Aufmerksamkeit könnte auch Chancen für andere Bereiche eröffnen. Angesichts des allgemeinen Personalmangels auf der Insel, besonders im Bereich der Kinderanimation kurz vor der touristischen Hochsaison zu Ostern, hofft Beewen, dass sich unter den Bewerbern auch Interessenten für weitere offene Stellen finden lassen.
Die hohe Anzahl der Bewerbungen verleiht der Inselverwaltung Optimismus, unter den Kandidaten die ideale Besetzung für den Alten Leuchtturm zu finden. „Unter 1.100 Bewerbern sollte der oder die Richtige für uns dabei sein. Da gehe ich stark von aus,“ sagte Beewen mit einem Schmunzeln.
Die Suche nach einem Leuchtturmwärter auf Wangerooge hat sich zu einer Geschichte entwickelt, die weit über die Grenzen der kleinen Insel hinaus Beachtung findet. Sie spiegelt nicht nur das breite Interesse an ungewöhnlichen Berufsfeldern wider, sondern auch die Herausforderungen kleiner Gemeinschaften im Umgang mit unerwarteten Situationen. Gleichzeitig bietet die Geschichte einen Einblick in die Sehnsucht vieler Menschen nach einem Leben abseits der ausgetretenen Pfade – selbst wenn dieses Leben mit der Verantwortung für einen historischen Leuchtturm auf einer abgelegenen Insel verbunden ist.