Saudi-Arabien, bekannt für seine strikte Interpretation des Islams und die daraus resultierenden sozialen Normen, steht im Mittelpunkt einer internationalen Kontroverse. Das Königreich wurde kürzlich zum Vorsitzenden der UN-Kommission zur Förderung von Frauen ernannt, was weltweit für Aufsehen sorgte. Diese Entwicklung wirft Fragen auf bezüglich der Eignung Saudi-Arabiens für eine solche Rolle, insbesondere angesichts seiner Platzierung auf Rang 132 von 146 Ländern im Bericht des Weltwirtschaftsforums 2023 über die Gleichstellung der Geschlechter.
Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Die Entscheidung, Saudi-Arabien den Vorsitz der Kommission zu übertragen, wurde von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Amnesty International äußerte sich besonders besorgt über diese Entwicklung. Natalie Wenger von Amnesty Schweiz kommentierte, dass die Ernennung „ein Schock, wenn auch keine Überraschung“ sei. Sie führte weiter aus, dass Saudi-Arabien trotz Bemühungen, sich als fortschrittlich darzustellen, tatsächlich eine schlechte Bilanz in Bezug auf Frauenrechte aufweise.
Ein besonders beunruhigender Fall, der von Amnesty hervorgehoben wurde, ist die Verurteilung einer Mutter zweier Kinder zu 27 Jahren Haft, weil sie sich auf der Plattform X für Frauenrechte eingesetzt hatte. Dieses harte Urteil wurde als das strengste angesehen, das jemals gegen eine Aktivistin in Saudi-Arabien ausgesprochen wurde.
Die Realität für Frauen in Saudi-Arabien
Trotz einiger Reformen in den letzten Jahren, wie der Erlaubnis für Frauen, Auto zu fahren, bleibt die Situation für Frauen in Saudi-Arabien restriktiv. Sie unterliegen strengen Kleidungsvorschriften und benötigen für Reisen oder Eheschließungen die Zustimmung eines männlichen Vormunds. Diese Beschränkungen spiegeln die tiefe Kluft zwischen den Lebensrealitäten von Frauen im Königreich und den Zielen der UN-Kommission wider.
Reaktion der internationalen Gemeinschaft
Die Ernennung Saudi-Arabiens erfolgte ohne Einwände seitens der westeuropäischen Länder, die in der Kommission vertreten sind. Der derzeitige Vorsitzende aus den Philippinen präsentierte den saudischen Botschafter Abdulaziz Alwasil als einzigen Kandidaten, und seine Ernennung wurde mit kurzem Beifall akzeptiert. Diese stillschweigende Zustimmung wirft Fragen über das Engagement dieser Länder für die Förderung von Frauenrechten auf internationaler Ebene auf.
Die Übernahme des Vorsitzes der UN-Kommission zur Förderung von Frauen durch Saudi-Arabien stellt eine paradoxe Situation dar. Während das Königreich versucht, sein internationales Image zu verbessern, zeugen die realen Bedingungen und Einschränkungen, denen Frauen unterliegen, von einer tiefgreifenden Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die internationale Gemeinschaft steht nun vor der Herausforderung, diese Diskrepanz zu adressieren und gleichzeitig die Bemühungen um die Förderung der Frauenrechte weltweit voranzutreiben.