90 Tage Atempause im Handelskonflikt
Im festgefahrenen Handelskonflikt zwischen den USA und China ist überraschend Bewegung gekommen. Beide Länder haben sich auf eine 90-tägige Waffenruhe geeinigt. Während dieser Zeit sollen weiterführende Verhandlungen stattfinden, in denen ein umfassender Kompromiss angestrebt wird.
„Wir wollen Handel“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent am Wochenende nach den Gesprächen in Genf. Die bisherigen Strafzölle wurden deutlich reduziert: Washington senkte die Zölle auf chinesische Produkte von 145 Prozent auf 30 Prozent, Peking seinerseits reduzierte Gegenzölle auf US-Waren von 125 auf zehn Prozent. Ausgenommen bleiben allerdings branchenspezifische Sonderzölle.
Finanzmärkte reagieren mit Optimismus
Die ersten Reaktionen der Märkte fielen eindeutig aus. Der DAX erreichte im frühen Handel ein neues Rekordhoch von 23.912 Punkten, bevor die Gewinne im Tagesverlauf leicht zurückgingen. Auch der chinesische CSI 300 legte bereits vor Bekanntgabe der Details um 1,2 Prozent zu.
Aktien großer Exportkonzerne wie BMW und Mercedes profitierten spürbar. Auch der Kurs des Logistikriesen Maersk sprang um zehn Prozent an. Dagegen fiel der Goldpreis – in Krisenzeiten ein bevorzugter sicherer Hafen – um mehr als zwei Prozent auf rund 3.216 US-Dollar pro Feinunze.
Hintergrund: Eine Eskalation mit hohen Kosten
In den vergangenen Monaten hatten die USA unter Donald Trump Zölle auf chinesische Waren in mehreren Schritten drastisch erhöht. Die Spitze: 145 Prozent Strafzoll. China reagierte seinerseits mit 125 Prozent Gegenzoll. Der bilaterale Handel kam nahezu zum Erliegen – mit weitreichenden Folgen für beide Volkswirtschaften.
Frühindikatoren wie fallende Containerbuchungen oder schwache Industrieumfragen deuteten auf deutliche Einbrüche hin. Wie hoch der ökonomische Gesamtschaden tatsächlich ist, lässt sich bislang nicht beziffern.
Zukunft des Handels bleibt offen
Trotz der Vereinbarung bleiben zentrale Streitpunkte bestehen. Die USA werfen China nach wie vor unfaire Praktiken in Sektoren wie Stahl, Halbleiter und Pharmazie vor. Umgekehrt bezeichnet Peking die einseitigen Strafzölle Washingtons als „fehlerhafte Praxis“.
Trotzdem gab sich US-Präsident Trump versöhnlich: „Ein vollständiger Neustart“, erklärte er. Auch Chinas Handelsministerium sprach von einer „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“. Ein weiterer Ausbruch des Konflikts nach Ablauf der Frist scheint aktuell unwahrscheinlich.