Historischer Einbruch in der Bilanz
Der traditionsreiche Konzern Baywa hat für das vergangene Jahr einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro bekannt gegeben. Damit verzeichnet das Unternehmen ein 16-fach höheres Minus als im Vorjahr, als ein Verlust von 93 Millionen Euro gemeldet wurde. Es handelt sich um den schwersten Einbruch in der über 100-jährigen Unternehmensgeschichte der früheren Genossenschaft.
Fehlgeschlagene Auslandsexpansion als Hauptursache
Im Mittelpunkt der finanziellen Schieflage stehen Abschreibungen auf Beteiligungen, insbesondere bei der Ökostromtochter Baywa r.e.. Diese war als strategische Säule eines ambitionierten internationalen Wachstumskurses aufgebaut worden. Die Investitionen in ausländische Tochtergesellschaften und der Aufbau neuer Geschäftsfelder hatten sich in der Bilanz der Baywa als zu optimistisch bewertet erwiesen. Aus Sanierungskreisen heißt es, dies sei ein Vermächtnis des früheren Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz.
Schulden durch Zinswende verschärft
Die Baywa hatte ihren Expansionskurs der letzten Jahre weitgehend über Kredite finanziert. Im Jahr 2023 beliefen sich die kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten auf insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro. Mit dem Ende der Nullzinspolitik im Jahr 2022 stiegen die Zinszahlungen rapide an und belasteten das operative Ergebnis erheblich. Innerhalb weniger Monate verdreifachten sich die Zinsausgaben.
Sanierung mit klarer Zielrichtung
Trotz der alarmierenden Zahlen sieht der Vorstand keinen Grund, den Sanierungsplan zu überdenken. Der Milliardenverlust sei „innerhalb der Erwartungen“ des aktuellen Umstrukturierungskonzepts, heißt es. Der Konzern wolle sich wieder auf das Kerngeschäft im deutschen Agrarhandel konzentrieren. Zwei große Auslandsbeteiligungen wurden bereits verkauft. Eine Kapitalerhöhung und eine Sanierungsfinanzierung bis zum Jahr 2028 seien gesichert.
Rolle des früheren Managements unter Kritik
Die Bewertung der Beteiligungen in der Bilanz der vergangenen Jahre sei laut Experten erheblich zu hoch angesetzt worden. Besonders das Vorgehen von Klaus Josef Lutz, der den Konzern internationalisiert hatte, steht nun in der Kritik. Lutz hatte Baywa r.e. aufgebaut und Auslandstöchter über Kredite eingekauft. Nun zahlen die Aktionäre den Preis für eine Expansionsstrategie, die sich als überdehnt erwiesen hat.