… stärker als Kinderwunsch
Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung offenbart ein bemerkenswertes Ergebnis: Das Auswandern aus Deutschland steigert die Lebenszufriedenheit der Menschen deutlich – sogar mehr, als die Geburt eines Kindes. Der persönliche Gewinn an Lebensqualität ist messbar und überrascht durch seine langfristigen Auswirkungen.
Glücksanstieg bei Auswanderern
Menschen, die Deutschland verlassen, berichten von einem durchschnittlichen Anstieg ihrer Lebenszufriedenheit um 0,5 Punkte auf einer Skala von null bis zehn. „Dies ist ein bemerkenswerter Anstieg, der etwa doppelt so hoch ist wie der Zugewinn durch einen Umzug innerhalb Deutschlands oder die Geburt eines Kindes“, erklärte Nico Stawarz, einer der Studienleiter. Besonders auffällig ist der Unterschied bei Alleinauswanderern, bei denen die Zufriedenheit um 0,6 Punkte steigt.
Paare hingegen, die gemeinsam auswandern, erleben diesen Effekt weniger intensiv – vor allem, wenn die Entscheidung hauptsächlich von einem der Partner getroffen wurde. Hier betonte Heiko Rüger, Mitautor der Studie: „Die Möglichkeit, persönliche Präferenzen und Bedürfnisse in die Migrationsentscheidung einzubringen, spielt eine zentrale Rolle für die Steigerung der Lebenszufriedenheit.“
Langfristige Auswirkungen auf das Glück
Der positive Effekt der Auswanderung bleibt für etwa zwei Jahre nach dem Wegzug spürbar, bevor sich die Werte langsam wieder an das ursprüngliche Niveau in Deutschland anpassen. Dieser sogenannte Gewöhnungseffekt ist laut den Forschern ein natürlicher Prozess, der auch bei anderen großen Lebensveränderungen beobachtet wird.
Die Ergebnisse basieren auf Daten der „German Emigration and Remigration Panel Study“ (Gerps), welche die Lebenssituation von Aus- und Rückwanderern zwischen 2017 und 2022 untersucht hat. Damit liefert die Studie eine fundierte Grundlage für die Analyse der Abwanderungsdynamik in Deutschland.
Abwanderung bleibt deutlich höher als Rückkehr
Statistiken des Bundesamts zeigen, dass die Abwanderung aus Deutschland die Rückkehr in die Heimat deutlich übersteigt. Im Jahr 2023 verließen etwa 265.000 Menschen die Bundesrepublik, während nur 191.000 zurückkehrten. Diese Zahlen verdeutlichen die Attraktivität eines Neuanfangs im Ausland und unterstreichen die Bedeutung der individuellen Lebensentscheidungen.
Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie stark äußere Veränderungen die persönliche Zufriedenheit beeinflussen können. Dabei wird deutlich, dass der Wunsch nach Selbstbestimmung und neuen Perspektiven im Ausland eine zentrale Rolle spielt. Das Auswandern bleibt somit nicht nur eine persönliche, sondern auch eine gesellschaftlich relevante Entscheidung.