Widerstandskraft trotz schwacher Gesamtmärkte
Während der Dax am Freitag spürbar unter Druck geriet und erneut unter die Marke von 24.000 Punkten fiel, zeigten sich die Aktien der großen deutschen Autobauer erstaunlich robust. BMW legte um 1,7 Prozent zu, Volkswagen gewann ebenfalls 1,7 Prozent, und Mercedes-Benz verzeichnete ein Plus von 0,7 Prozent. Damit stemmten sich die Autoaktien erfolgreich gegen den allgemeinen Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt.
Laut Analysten deutet sich nach mehreren schwachen Quartalen eine mögliche Erholung der Branche an. „Es gibt erste Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage stabilisiert und die Lieferkettenprobleme weitgehend überwunden sind“, kommentierte ein Branchenexperte der Deutschen Bank. Besonders im Premiumsegment scheinen die Bestellungen wieder anzuziehen, gestützt durch neue Modelle und solide Margen.
Blick auf den Sektorindex zeigt Aufwärtstendenz
Auch auf europäischer Ebene spiegelt sich die verbesserte Stimmung wider. Der Stoxx-Autoindex stieg um 0,5 Prozent und zählte damit zu den wenigen Gewinnern des Tages. Investoren werten dies als Zeichen dafür, dass die Autobranche trotz globaler Unsicherheiten – von Zinsen über Konjunkturdruck bis hin zu geopolitischen Risiken – an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat.
Vor allem die Kosteneffizienzprogramme der Hersteller beginnen Früchte zu tragen. BMW meldete im dritten Quartal eine operative Marge von über 9 Prozent, während Mercedes-Benz die Profitabilität seiner Pkw-Sparte weiter steigern konnte. Auch Volkswagen hat mit der neuen Effizienzstrategie für seine Kernmarke bereits Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich erzielt.



Technologie und Elektromobilität als Wachstumstreiber
Ein wesentlicher Faktor für die Stabilität der Kurse ist die zunehmende Integration moderner Technologien. Die Umstellung auf Elektromobilität und Softwareplattformen gilt mittlerweile nicht mehr als Risiko, sondern als Katalysator für neue Umsatzquellen. So investiert Mercedes-Benz massiv in digitale Fahrzeugarchitekturen, während Volkswagen mit der Cariad-Software-Tochter Fortschritte beim Betriebssystem für künftige Modelle meldet.
BMW hingegen setzt auf eine Technologieoffensive in der Batteriezellenproduktion und plant, bis 2030 über 50 Prozent seines Absatzes mit vollelektrischen Fahrzeugen zu erzielen. Diese Zukunftsstrategie überzeugt zunehmend auch institutionelle Anleger, die den Transformationskurs mit langfristigem Kapital unterstützen.
Bewertung bleibt trotz Kursgewinnen moderat
Trotz der jüngsten Aufschläge bleiben die Bewertungen der deutschen Autobauer im internationalen Vergleich relativ niedrig. Während US-Konkurrenten wie Tesla mit dem 50- bis 70-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt werden, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei BMW und Mercedes-Benz lediglich zwischen 5 und 7. Für Value-orientierte Investoren bleibt die Branche daher interessant, insbesondere angesichts stabiler Dividendenrenditen von teils über 6 Prozent.
Stimmung an den Börsen bleibt angespannt
Der positive Trend in der Autobranche konnte den Gesamtmarkt jedoch nicht retten. Der Dax beendete den Handelstag mit einem Minus von 1,3 Prozent bei 23.734 Punkten, während der EuroStoxx50 um 1,0 Prozent auf 5611 Punkte fiel. Händler verwiesen auf die schwachen Vorgaben aus den USA, wo Warnungen vor einer Marktkorrektur die Kurse drückten. Der Euro notierte am Abend etwas fester bei 1,1539 US-Dollar.
Trotz der allgemeinen Unsicherheit bleibt der Automobilsektor eines der wenigen Segmente, in denen Anleger derzeit Stabilität und Erholungspotenzial zugleich finden. Die Kombination aus Kostendisziplin, Technologiewandel und anhaltender globaler Nachfrage gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Talsohle im europäischen Automarkt überwunden sein könnte.