Gesetzesvorhaben in letzter Minute ausgebremst
Das geplante Sparpaket zur Stabilisierung der gesetzlichen Krankenkassenbeiträge für 2026 ist überraschend ins Stocken geraten. Der Bundesrat entschied am Freitag, das zuvor im Bundestag beschlossene Gesetz nicht direkt zu bestätigen, sondern den Vermittlungsausschuss anzurufen.
Damit verschiebt sich die Umsetzung des Reformpakets. Der Hauptkritikpunkt: Die vorgesehenen Einsparungen treffen vor allem die Kliniken, die den Großteil der geplanten zwei Milliarden Euro beisteuern sollen.
Länder kritisieren Belastungen für Krankenhäuser
Die Widerstände aus den Bundesländern waren deutlich. Mehrere Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister stellten sich parteiübergreifend gegen die Ausgabenbremse.
Der baden-württembergische Ressortchef Manfred Lucha (Grüne) erklärte, dass die Maßnahmen „einseitig zulasten der Krankenhäuser“ gingen.
Auch Hessens Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU) äußerte ernste Befürchtungen. Sie warnte davor, dass das Krankenhauswesen durch die geplanten Kürzungen dauerhaft finanziell geschwächt werden könne – auch über das Jahr 2026 hinaus.
Vertagte Abstimmung wegen zusätzlicher Klärungen
Die Entscheidung über das weitere Vorgehen wurde zunächst ans Ende der Sitzung verschoben. Hintergrund war der Versuch der Bundesregierung, eine zusätzliche Erläuterung auszuarbeiten, um auf die geäußerten Bedenken der Länder einzugehen.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Georg Kippels (CDU), bat die Länder eindringlich darum, auf ein Vermittlungsverfahren zu verzichten. Er sagte: „Sonst könnte dringend benötigte Zeit verloren gehen.“
Die Krankenkassen müssten zeitnah wissen, ob sie ihre Zusatzbeiträge für 2026 wie geplant kalkulieren können.
Geplante Klinikeinsparungen von 1,8 Milliarden Euro im Fokus
Besonders umstritten ist die vorgesehene Begrenzung der Klinikvergütungen.
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) plant Einsparungen von 1,8 Milliarden Euro, um steigende Zusatzbeiträge zum Jahresbeginn zu verhindern.
Dabei sollen die Krankenhausvergütungen im Jahr 2026 nur in Höhe der tatsächlichen Kostensteigerungen angehoben werden dürfen.
Die gesetzlichen Krankenkassen sehen dennoch Risiken: Sie warnen, dass trotz dieser Kürzungen zusätzliche finanzielle Belastungen entstehen könnten und Beitragserhöhungen im nächsten Jahr weiterhin möglich seien.
Kliniken befürchten Verschlechterung der Versorgung
Aus Sicht vieler Länder drohen strukturelle Probleme für die stationäre Versorgung.
Die Krankenhäuser kämpfen bereits heute mit steigenden Energie-, Personal- und Sachkosten. Zusätzliche Einsparungen könnten laut Kritikern zu Standortschließungen, Leistungsabbau oder längeren Wartezeiten führen – vor allem in Regionen mit ohnehin geringer Versorgungskapazität.
Mehrere Minister betonten, dass Reformbedarf zweifellos besteht – jedoch nicht in Form einseitiger Belastungen, die die Kliniken an die Grenze ihrer Handlungsfähigkeit bringen.