Stillstand statt Aufschwung: Wirtschaftsweise sehen 2025 ohne Wachstum
Die Sachverständigen des Wirtschaftsrat senken in ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten die Prognose für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 0,0 Prozent. Noch im vergangenen Jahr war man von einem leichten Plus von 0,4 Prozent ausgegangen. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in einer ausgeprägten Schwächephase“, erklärte Monika Schnitzer, Vorsitzende des Gremiums. Grund für den Rückgang sei vor allem die „unberechenbare Zollpolitik der USA“.
US-Zölle belasten den Exportstandort Deutschland
Als Exportnation ist Deutschland in besonderem Maße von internationalem Warenhandel abhängig. Der wichtigste Einzelmarkt außerhalb der EU sind nach wie vor die USA, mit einem Exportvolumen von über 161 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das entspricht mehr als zehn Prozent aller deutschen Ausfuhren. Neue US-Zölle auf deutsche Produkte könnten die Wettbewerbsfähigkeit massiv beeinträchtigen. Der Sachverständigenrat warnt: „Die deutschen Exporte dürften mit den sprunghaft und unberechenbar steigenden Zöllen noch weiter zurückgehen.“
Stärkere Belastung als im Euroraum
Während die Weltwirtschaft laut den Wirtschaftsweisen 2025 ein Wachstum von 2,1 Prozent aufweisen dürfte und der Euroraum immerhin 1,1 Prozent, bleibt Deutschland auf der Stelle. Die EU-Kommission hatte ebenfalls kürzlich ihre Erwartungen für Deutschland auf null Prozent gesenkt – ein deutliches Zeichen für eine tiefere strukturelle Problematik.
Politische Hoffnung: Das milliardenschwere Finanzpaket
Als möglicher Impulsgeber gilt das im März beschlossene Finanzpaket der Bundesregierung. Mit 500 Milliarden Euro sollen unter anderem die marode Infrastruktur, der Verteidigungsbereich sowie die digitale Verwaltung modernisiert werden. Achim Truger, Mitglied des Gremiums, warnt jedoch: „Die langfristige Wirkung auf das BIP ist umso größer, je investitionsorientierter die Mittel verwendet werden.“
Bürokratie als Dauerbremse
Ein weiteres Hindernis bleibt die ausufernde Bürokratie. Aktuell belaufen sich die Bürokratiekosten auf rund 65 Milliarden Euro jährlich. „Nur mit wirksamen Reformen können wir einen spürbaren Effekt auf das Wirtschaftswachstum erreichen“, sagte Martin Werding vom Rat. Die bisherigen Maßnahmen seien zu punktuell und ohne nennenswerte Wirkung geblieben.