Die deutsche Autorin Jenny Erpenbeck hat als erste Deutsche den renommierten International Booker Prize gewonnen. Die Auszeichnung erhielt sie für ihr Werk „Kairos“, welches in die englische Sprache von Michael Hofmann übersetzt wurde. Die Preisverleihung fand in der Tate Modern in London statt, wo Erpenbeck und Hofmann gemeinsam den mit 50.000 Pfund dotierten Preis entgegennahmen.
DDR und Wandel als literarische Kulisse
„Kairos“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau in Ost-Berlin während der 1980er-Jahre, die eine komplizierte Beziehung mit einem älteren Mann eingeht. Diese Liebesgeschichte ist vor dem Hintergrund des Zerfalls der DDR und der politischen Veränderungen nach 1989 angesiedelt. Die Jury lobte Erpenbecks Fähigkeit, durch „leuchtende Prosa“ die Komplexität dieser Beziehung und das Ambiente Ost-Berlins zu beschreiben. Jury-Vorsitzende Eleanor Wachtel betonte die einstimmige Entscheidung und erklärte, dass der Roman „mindestens genauso sehr um Macht, Kunst und Kultur“ gehe wie um Liebe und Leidenschaft.
Einfluss auf die Wahrnehmung deutschsprachiger Literatur
Der Erfolg von „Kairos“ auf internationaler Ebene wird als bedeutendes Zeichen für die deutschsprachige Literatur gewertet. Angela Tsakiris, Programmdirektorin des Penguin Verlags, in dem das Buch ursprünglich erschien, erklärte, dass die Anerkennung von Erpenbeck dazu beitrage, dass die Weltgemeinschaft genauer auf deutschsprachige Autoren blicke. „Es ist großartig, dass es eine weltweite Wahrnehmung dieses Romans gibt“, sagte Tsakiris.
Literarische Meisterwerke und deren Übersetzer im Fokus
Der International Booker Prize wird für das beste belletristische Einzelwerk verliehen, das ins Englische übersetzt und im Vereinigten Königreich oder Irland publiziert wurde. Der Preis unterstreicht nicht nur die literarische Leistung der Autoren, sondern auch die wichtige Rolle der Übersetzer bei der Übertragung der Werke für ein globales Publikum. Michael Hofmann, der Übersetzer von „Kairos“, ist bekannt für seine Übersetzungen bedeutender deutschsprachiger Autoren wie Franz Kafka und Joseph Roth.
Erpenbecks literarische Reise und Anerkennung
Jenny Erpenbeck ist keine Unbekannte in der Welt der literarischen Preise. Bereits 2015 wurde sie für die englische Übersetzung ihres Romans „Aller Tage Abend“ mit dem Independent Foreign Fiction Prize ausgezeichnet. Ihre Werke, die häufig persönliche und historische Themen verflechten, finden sowohl in Deutschland als auch international Beachtung. Denis Scheck, ein prominenter Literaturkritiker, bemerkte: „Das Lebensthema von Jenny Erpenbeck ist, dass ihr als 22-jährige der Staat, in dem sie groß wurde, abhanden gekommen ist.“ Er lobte „Kairos“ als „wirklich erstklassig erzählt“ und betonte die besondere Relevanz der Themen, die Erpenbeck behandelt.
Die Auszeichnung Erpenbecks mit dem International Booker Prize unterstreicht die anhaltende Relevanz und das künstlerische Gewicht deutschsprachiger Literatur auf der internationalen Bühne und bietet Anlass, die Werke der Autorin neu zu entdecken und zu würdigen.