Dienstleistungssektor besonders betroffen
Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland hat im ersten Halbjahr 2025 den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht. Nach Schätzungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform meldeten bis Ende Juni rund 11.900 Unternehmen Insolvenz an. Das entspricht einem Anstieg von 9,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders dramatisch ist die Lage im Dienstleistungssektor, in dem allein rund 7.000 Betriebe betroffen sind.
Auch das verarbeitende Gewerbe verzeichnet mit plus 17,5 % auf 940 Fälle einen deutlichen Zuwachs. Im Einzel- und Großhandel stieg die Zahl der Insolvenzen um 13,8 % auf 2.220 Firmen. Steigende Rohstoffpreise, hohe Energiekosten, eine zunehmende Zurückhaltung bei Konsumausgaben sowie der anhaltende Druck durch den Onlinehandel setzen vielen Betrieben spürbar zu.
Milliardenschaden und bedrohte Arbeitsplätze
Der finanzielle Schaden durch die Unternehmensinsolvenzen beläuft sich im ersten Halbjahr auf 33,4 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 29,7 Milliarden Euro. Auch die Zahl der betroffenen Beschäftigten ist gestiegen: 141.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stehen vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes, was einen Anstieg gegenüber den 133.000 Personen aus dem Vorjahr bedeutet.
Ein Analyst von Creditreform sagte: „Der Aufwärtstrend bei den Insolvenzen wird sich auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen.„
Erste Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung
Trotz der negativen Gesamtbilanz gibt es erste Signale für eine mögliche Trendumkehr. Im Mai 2025 wurde laut dem Statistischen Bundesamt erstmals seit März 2023 ein Rückgang bei den Insolvenzmeldungen gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet. Dieser Lichtblick deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Lage allmählich stabilisieren könnte.
Dennoch bleiben viele Branchen unter Druck. Vor allem kleinere Unternehmen kämpfen weiterhin mit hohen Kosten und schwacher Nachfrage.
Gesamtjahr dürfte weitere Zunahme bringen
Mehrere Auskunfteien gehen davon aus, dass auch im Gesamtjahr 2025 mehr Firmen Insolvenz anmelden werden als noch 2024. Die strukturellen Probleme – hohe Finanzierungskosten, globale Unsicherheiten und Fachkräftemangel – bleiben bestehen. Ein Sprecher eines Branchenverbands sagte: „Die wirtschaftliche Erholung wird ein zäher Prozess.„
Herausforderungen erfordern strukturelle Antworten
Um die Entwicklung aufzuhalten, fordern Experten gezielte Maßnahmen zur Entlastung des Mittelstands und zur Stärkung der Binnennachfrage. Ohne gezielte Reformen, so die Einschätzung, werde sich die Insolvenzdynamik in manchen Sektoren weiter verschärfen.