Ausbau der Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa
Bei der Eröffnung der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) in Berlin hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Bestellung von 20 neuen Eurofightern angekündigt. Diese Maßnahme dient dem Ausbau der Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa. „Die Bundesregierung hat größtes Interesse an einer starken Luft- und Raumfahrtbranche in Deutschland und Europa“, betonte Scholz in seiner Rede.
Verlässliche Aufträge für die Rüstungsindustrie
Scholz sagte, dass die Rüstungsindustrie „verlässliche Aufträge“ benötige, um die notwendigen Kapazitäten aufzubauen. Er fügte hinzu: „Deshalb werden wir noch in dieser Legislaturperiode 20 weitere Eurofighter bestellen – zusätzlich zu den 38 Flugzeugen, die derzeit noch in der Pipeline sind.“ Diese Entscheidung markiere eine „verteidigungsindustrielle Kehrtwende“.
Engere Zusammenarbeit in Europa erforderlich
Der Kanzler betonte auch die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit der europäischen Partner. Angesichts der neuen sicherheitspolitischen Realität sei es unerlässlich, dass Europa weniger konkurrierende Waffensysteme entwickelt. „Wir können es uns in Europa schlicht nicht mehr leisten, eine deutlich größere Zahl konkurrierender Waffensysteme zu haben als etwa die USA,“ so Scholz. Eine reduzierte Anzahl von Systemen würde die Interoperabilität zwischen den Streitkräften der europäischen Länder erhöhen und die Produktionszahlen steigern.
Reaktion auf die sicherheitspolitische Lage
Scholz verwies auf die veränderte sicherheitspolitische Lage durch den Angriff Russlands auf die Ukraine. „Heute sehen wir klarer denn je, wie wichtig eine europäische und deutsche Verteidigungsindustrie ist, die alle wichtigen Waffengattungen und die nötige Munition kontinuierlich produzieren kann,“ erklärte er. Die deutsche Politik habe in der Vergangenheit die Branche vernachlässigt, was sich nun ändern müsse.
Kampfjet-Produktion in Bayern
Die Endfertigung der neuesten Eurofighter-Generation, der sogenannten „Quadriga“-Eurofighter, hat bereits bei Airbus im oberbayerischen Manching begonnen. Diese hochmodernen Kampfjets sollen die Luftstreitkräfte der Bundeswehr verstärken und die technologische Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der Luft- und Raumfahrt sichern.
Bedeutung der Raumfahrt
Auch die Raumfahrt bezeichnete Scholz als zunehmend bedeutend. Mit dem baldigen Start der Ariane-A6-Trägerrakete werde Europas Zugang zum All mit einem Großträgersystem wiederhergestellt, was für die technologische Souveränität entscheidend sei. „Die Fähigkeit, jederzeit auch im All handeln und Satelliten in Umlaufbahnen bringen zu können, ist kommerziell, aber auch verteidigungspolitisch unerlässlich,“ mahnte der Kanzler. Verlässliche und innovative Kleinsysteme seien ebenfalls notwendig, um die Anforderungen der modernen Raumfahrt zu erfüllen.
Europäische Satelliten-Mega-Konstellation
Scholz forderte zudem den Aufbau einer eigenen europäischen Satelliten-Mega-Konstellation, ähnlich dem Starlink-Netzwerk in den USA, das von Elon Musk entwickelt wurde. Eine solche Konstellation sei entscheidend für Anwendungen wie das Internet der Dinge und autonomes Fahren und Fliegen.
Die Ankündigungen von Kanzler Scholz auf der ILA unterstreichen die strategische Bedeutung der Luft- und Raumfahrtbranche für die nationale und europäische Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Mit diesen Maßnahmen soll nicht nur die Verteidigungsfähigkeit Europas gestärkt, sondern auch die technologische Unabhängigkeit gesichert werden.