Historischer Tiefstand bei Zapfstellen
Deutschland zählt aktuell nur noch 14.377 Tankstellen – so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebungen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 75 Standorten. Noch 1970 existierten über 46.000 Tankstellen, Mitte der 1980er waren es knapp 20.000. Der Abwärtstrend setzt sich seitdem ununterbrochen fort.
Ländliche Regionen besonders betroffen
Vor allem in dünn besiedelten Gebieten wird die Versorgung zunehmend schwierig. Weiße Flecken auf der Landkarte entstehen dort, wo kleinere Tankstellenbetreiber aufgeben, da sich der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr lohnt. Die Gründe liegen in steigenden Betriebskosten und niedrigen Margen.
„Der Aufwand übersteigt den Ertrag – das lohnt sich nur noch für große Ketten“, erklärt ein Branchenkenner.
Längere Anfahrtswege für Autofahrer
Wer heute abseits der Städte unterwegs ist, muss seinen Tankstopp sorgfältig planen. Was früher spontan erledigt wurde, wird inzwischen zum logistischen Thema – insbesondere für Pendler und ältere Menschen ohne digitale Hilfe. Das kann auch im Alltag zu Problemen führen, wenn etwa Notfallbetankungen nicht mehr schnell möglich sind.
Gewinne kommen aus dem Shop, nicht aus dem Zapfhahn
Mit Benzin und Diesel lässt sich kaum noch etwas verdienen. Der größte Umsatzanteil entsteht heute im Tankstellenshop. Dort dominieren inzwischen hochpreisige Snacks, Kaffeespezialitäten und Frischeprodukte.
„Kraftstoff bringt ein paar Cent pro Liter – aber ein Latte Macchiato das Fünffache“, meint ein Tankstellenpächter aus Niedersachsen.
Kundenverhalten bleibt zurückhaltend
Trotz breitem Angebot greifen weniger als die Hälfte der Kunden regelmäßig im Shop zu. Die hohen Preise gelten als abschreckend. Die Strategie „Laden während des Ladens“ – also Konsum während des Elektroauto-Tankens – funktioniert bislang nur begrenzt.
Steuern fressen Gewinne auf
Der Großteil des Spritpreises entfällt auf Steuern und Einkaufskosten. Dem Betreiber bleibt oft nur ein niedriger einstelliger Centbetrag pro Liter, von dem alle Betriebsausgaben gedeckt werden müssen – von Pacht über Personal bis Logistik.
„Die hohen Brötchenpreise sind kein Luxus – sie finanzieren unser Überleben“, sagt ein Betreiber einer Autobahntankstelle.