Neuausrichtung Armeniens: Der Flughafen Eriwan unter neuer Verwaltung
In einer bemerkenswerten Wende hat Armenien angekündigt, sich von seiner langjährigen Schutzmacht Russland zu lösen und einen entscheidenden Schritt in Richtung Westen zu wagen. Ab dem 1. August werden die Zollkontrollen am Flughafen der Hauptstadt Eriwan nicht mehr von russischen Grenzschützern durchgeführt. Diese Entscheidung markiert einen signifikanten Moment in der Neuausrichtung der armenischen Außenpolitik, wie Ministerpräsident Nikol Paschinjan verlauten ließ.
Hintergrund der Entscheidung
Die Entsendung russischer Grenzschützer an den Flughafen Swartnots war ursprünglich als Unterstützungsmaßnahme für das junge, unabhängige Armenien gedacht. „Jetzt glauben wir, dass Armenien in der Lage ist, Grenzdienste am Flughafen Swartnots durchzuführen“, erklärte der armenische Außenminister Ararat Mirsojan. Diese Veränderung deutet auf ein wachsendes Selbstvertrauen Armeniens hin, eigene Sicherheits- und Verwaltungsaufgaben zu übernehmen.
Europäische Union im Blick
Die Regierung in Eriwan liebäugelt darüber hinaus mit einer engeren Anbindung an die Europäische Union. Ein möglicher EU-Beitritt Armeniens wird aktuell in Betracht gezogen, was die geopolitische Orientierung des Landes weiter Richtung Westen verschieben könnte. Diese Überlegungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Armenien Russland vorwirft, nicht ausreichend Schutz gegen Aserbaidschan geboten zu haben.
Der ungelöste Konflikt um Bergkarabach
Im Zentrum der Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan steht die umstrittene Region Bergkarabach. Trotz internationaler Bemühungen, darunter Deutschlands Vermittlungsversuche, bleibt die Lage angespannt. Aserbaidschan konnte im September 2023 das mehrheitlich von Armeniern besiedelte Gebiet unter seine Kontrolle bringen, was eine Massenflucht der armenischen Bevölkerung auslöste. Russische Friedenstruppen, die in der Region stationiert sind, hielten sich aus den Auseinandersetzungen zurück.
Armeniens Weg in eine ungewisse Zukunft
Mit dem Entzug der Grenzkontrollen am Flughafen Eriwan von Russland und der Erwägung eines EU-Beitritts navigiert Armenien in eine neue Phase seiner außenpolitischen Orientierung. Diese Entscheidungen reflektieren den Wunsch nach einer stärkeren Unabhängigkeit und der Verfolgung eigener Interessen auf der internationalen Bühne. Zugleich stellen sie Armenien vor die Herausforderung, in einem komplexen geopolitischen Umfeld eigene Sicherheits- und Entwicklungsziele zu definieren und zu erreichen. Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Neuausrichtung auf die Beziehungen Armeniens zu seinen Nachbarn und traditionellen Verbündeten auswirkt.