Das EU-Parlament steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Schon bald soll über ein mögliches Verbot von Filterzigaretten und E-Zigaretten abgestimmt werden. Der Vorstoß geht auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück, die fordert, Filter vollständig zu verbieten, um den Tabakkonsum drastisch zu senken. Ziel ist es, das Rauchen nicht nur unattraktiver, sondern auch unpraktischer zu machen.
Nach dem vorliegenden Entwurf würde ein Verbot von Herstellung, Einfuhr, Vertrieb und Verkauf aller Filterzigaretten in der gesamten EU beschlossen werden. „Ein solches Verbot wäre ein entscheidender Schritt zur Eindämmung des Tabakkonsums“, heißt es in dem Dokument.
Zigarettenfilter als trügerischer Gesundheitsschutz
Raucher verbinden Filterzigaretten seit Jahrzehnten mit vermeintlichem Schutz vor Schadstoffen – ein Irrtum, wie neue Studien zeigen. Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz belegt, dass Filter kaum Einfluss auf die Menge der aufgenommenen Gifte haben. Der Begriff „Filter“ sei laut Wissenschaftlern vor allem ein Marketing-Trick der Tabakindustrie aus den 1940er-Jahren, um trotz wachsender Gesundheitswarnungen weiterhin Kunden zu binden.
Filter verändern lediglich den pH-Wert des Rauchs, sodass der Eindruck entsteht, Schadstoffe würden reduziert. Tatsächlich jedoch bleibt die Belastung nahezu unverändert.
Umweltbelastung durch Milliarden von Zigarettenfiltern
Neben den gesundheitlichen Aspekten rückt auch die ökologische Dimension in den Fokus. Jährlich landen Milliarden von Zigarettenstummeln mit Kunststofffiltern in der Umwelt. Diese gelten als eine der häufigsten Formen von Mikroplastikverschmutzung weltweit. Die WHO bezeichnet die Filter als „ökologisch verheerend und gesundheitlich nutzlos“.
Da rund 95 Prozent aller in Deutschland verkauften Zigaretten Filter enthalten, hätte ein EU-weites Verbot massive Auswirkungen auf den Markt und das Konsumverhalten. Raucher müssten künftig auf filterlose Zigaretten umsteigen – mit deutlich verändertem Geschmack und erhöhtem Rauchkomfortverlust.
E-Zigaretten und Vapes ebenfalls im Visier
Das geplante Verbot betrifft nicht nur klassische Tabakwaren, sondern auch E-Zigaretten und Einweg-Vapes. Begründet wird dies mit steigenden Gesundheitsrisiken und der zunehmenden Beliebtheit unter Jugendlichen. Parallel wird über eine stärkere Einschränkung der Verkaufsstellen beraten – künftig könnten Tabakprodukte nur noch in lizenzierten Fachgeschäften erhältlich sein.
Darüber hinaus steht die Idee einer sogenannten „rauchfreien Generation“ zur Debatte: Personen, die nach einem festgelegten Datum geboren sind, sollen niemals Tabakprodukte kaufen dürfen. Ein ähnliches Modell wurde bereits in Neuseeland erprobt, dort aber später wieder aufgehoben.
Zwischen Regulierung und Schwarzmarktgefahr
Während Gesundheitsexperten ein strengeres Vorgehen gegen Tabakkonsum begrüßen, warnen andere Stimmen vor den Folgen eines ausufernden Schwarzmarkts. Ein komplettes Verbot könne illegale Vertriebswege fördern und den Behörden zusätzliche Kontrollprobleme bescheren.Trotz dieser Bedenken scheint die politische Unterstützung für ein Filterverbot zu wachsen. Mehrere Mitglieder der EU-Kommission haben ihre Zustimmung signalisiert. Sollten auch die Mitgliedstaaten im Ministerrat zustimmen, könnte das Verbot bereits 2026 in Kraft treten – und damit das Ende der klassischen Filterzigarette einläuten.