Verbraucherpreise sinken im Mai unter Vorjahresniveau
Erstmals seit über vier Jahren hat die Schweiz im Mai wieder deflationäre Tendenzen gezeigt. Laut der Statistikbehörde sank die jährliche Inflationsrate auf minus 0,1 Prozent, was bedeutet, dass Konsumgüter im Schnitt günstiger wurden als im Mai des Vorjahres.
Zuletzt hatte die Schweiz im März 2021 eine vergleichbare Entwicklung verzeichnet. Die aktuelle Zahl entsprach den Erwartungen führender Ökonomen, dürfte jedoch geldpolitische Diskussionen neu entfachen.
Deflation nährt Spekulation über weitere Zinssenkung
Die sinkenden Preise erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Aktuell liegt der Leitzins bei 0,25 Prozent – bereits eine deutliche Abkehr von der langjährigen Nullzinsphase.
Die nächste Sitzung der Notenbank ist für den 19. Juni angesetzt. Marktteilnehmer sehen gute Chancen, dass die Zentralbank auf die Deflation reagiert und den Zins nochmals senkt, um die Binnenkonjunktur zu stützen.
SNB setzt auf Stabilität statt Momentaufnahmen
SNB-Chef Martin Schlegel hatte zuvor bereits auf die Möglichkeit einer negativen Inflationsrate hingewiesen. Gleichzeitig betonte er:
„Wir lassen uns nicht von einzelnen monatlichen Daten leiten – ausschlaggebend ist die Preisstabilität.“
Die Zentralbank verfolgt einen langfristig orientierten Kurs und hält die Entwicklung über mehrere Monate hinweg für relevanter als einzelne Ausreißer. Dennoch werde die aktuelle Lage genau beobachtet, so Schlegel.
Erwartete Jahresinflation bleibt niedrig
Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert die SNB eine durchschnittliche Inflationsrate von 0,4 Prozent. Damit liegt die Teuerung weiterhin deutlich unter dem europäischen Niveau.
Die geringe Inflation gibt der Nationalbank zusätzlichen Spielraum für lockernde Maßnahmen, ohne das Ziel der Preisstabilität zu gefährden. Ein weiterer Schritt könnte auch psychologisch wirksam sein, um die Konsumfreude zu erhalten.