In einer Grundschule in Ludwigshafen-Hemshof, Rheinland-Pfalz, steht ein beunruhigendes Phänomen im Fokus der öffentlichen Diskussion: In diesem Jahr müssen voraussichtlich 44 von 149 Kindern die erste Klasse wiederholen. Diese hohe Zahl an Sitzenbleibern hat bereits im Vorjahr mit 39 Kindern eine kritische Situation angedeutet und führt zu hitzigen Debatten unter den Eltern, die die Bildungspolitik in die Pflicht nehmen.
Hintergrund der Misere: Migrationshintergrund und Sprachbarrieren
Barbara Mächtle, die Schulleiterin der betroffenen Schule, erklärte gegenüber dem SWR, dass etwa 98 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben. „Wer hier aufwächst, lernt nicht zwingend Deutsch, aber in der Schule brauchen die Kinder es dann“, erklärte Mächtle bereits im letzten Jahr gegenüber der Bild-Zeitung. Die sprachlichen Defizite erschweren demnach vielen Kindern den erfolgreichen Schulstart erheblich.
Eltern fordern mehr Unterstützung und Integration
Die Reaktionen der Elternschaft sind geprägt von Frustration und dem Ruf nach politischer Veränderung. Ein Vater betont, dass insbesondere Kinder aus Familien, die selbst nicht Deutsch sprechen, frühzeitig Sprachförderung benötigen. „Denn gerade Kinder aus ausländischen Familien, die selbst kein Deutsch können, sind darauf angewiesen, dass die Kinder schon vor der Schule die Sprache lernen“, so der Vater einer betroffenen Schülerin. Er hebt hervor, wie wertvoll ein Kita-Platz für seine Tochter war, die dadurch bereits besser Deutsch sprechen kann als er selbst.
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Eine Mutter ergänzt, dass die Politik zu wenig tue, um ausländische Mitbürger zu integrieren. „Es sollte unbedingt mehr Integrations-Programme geben und vor allem Kindergärten-Plätze, damit die Kleinen frühzeitig unsere Sprache und Kultur kennenlernen“, fordert sie.
Bildungsministerium reagiert auf Kritik
Das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz, geleitet von Dr. Stefanie Hubig (SPD), zeigt sich überrascht von der Entwicklung an der Gräfenauschule. „Die Situation stets im Blick“, betont ein Sprecher des Ministeriums und verweist auf bereits ergriffene Maßnahmen. So waren im laufenden Schuljahr Lehramtsstudierende eingesetzt worden, um die Kinder individuell zu fördern und bei Sprachproblemen zu unterstützen.
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Das Ministerium betont die Notwendigkeit einer gemeinschaftlichen Anstrengung: „Alle müssen hier mithelfen, jeder in seinem Verantwortungsbereich“, teilt das Bildungsministerium weiter mit. Diese Aussage unterstreicht die komplexe Herausforderung, vor der die Bildungseinrichtungen stehen, insbesondere in Gebieten mit hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund.
Ausblick und gesellschaftliche Dimension
Die Situation in Ludwigshafen-Hemshof wirft ein Schlaglicht auf tiefgreifende gesellschaftliche und bildungspolitische Herausforderungen. Die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund bleibt ein zentraler Aspekt für den Erfolg im Bildungssystem. Die wiederholte hohe Zahl an Sitzenbleibern zeigt, dass es weiterhin umfassender Anstrengungen bedarf, um allen Kindern gerechte Bildungschancen zu ermöglichen.