Ottawa und Neu-Delhi stehen kurz vor Exportvertrag
Kanada und Indien nähern sich offenbar der finalen Einigung über ein Großvolumen-Uranexportabkommen. Nach Informationen aus Regierungs- und Branchenkreisen soll der Vertrag ein Gesamtvolumen von rund 2,8 Milliarden US-Dollar umfassen und eine Laufzeit von zehn Jahren besitzen. Eine formelle Bestätigung der Regierungen steht noch aus, doch laut Insidern sind die Verhandlungen weit fortgeschritten.
Das Abkommen ist Teil einer wachsenden energiepolitischen Annäherung zwischen beiden Staaten. Indien verfolgt den raschen Ausbau seiner nuklearen Stromkapazitäten, um steigende Energiebedarfe zu decken und gleichzeitig seine Klimaziele zu stützen. Kanada wiederum sieht in langfristigen Uranlieferungen einen strategischen Hebel zur Stärkung seiner Rolle im globalen Markt für Kernbrennstoffe.
Strategische Neuausrichtung der bilateralen Beziehungen
Die Regierungschefs Mark Carney und Narendra Modi trafen am Rande des G20-Gipfels in Johannesburg zu ausführlichen Gesprächen zusammen. Beide Seiten sprachen sich für eine Wiederaufnahme der vor zwei Jahren ins Stocken geratenen Handelsverhandlungen aus.
In einer offiziellen Mitteilung aus Neu-Delhi hieß es, man habe vereinbart, die Gespräche über ein umfassendes wirtschaftliches Partnerschaftsabkommen wieder aufzunehmen. Die angestrebte Vereinbarung soll ein Handelsvolumen von 50 Milliarden US-Dollar bis 2030 ermöglichen. Damit würden Kanada und Indien ihre wirtschaftlichen Beziehungen in einer für beide Seiten zentralen Phase deutlich vertiefen.
Indiens wachsender Energiehunger sorgt für Nachfrage
Indien baut seine Kapazitäten zur nuklearen Stromerzeugung kontinuierlich aus. Das Land plant mehrere neue Reaktorblöcke und sieht in der Kernkraft einen verlässlichen Baustein seiner langfristigen Energiestrategie. Die Versorgungssicherheit mit Uran ist daher essenziell, zumal Indien – anders als andere Atomstaaten – nur über begrenzte eigene Uranressourcen verfügt.
Ein mehrjähriger Liefervertrag mit Kanada würde dem Land die Planung seiner Reaktorauslastung erleichtern. Gleichzeitig stärkt der Deal die Position Indiens als wachsenden Akteur auf dem globalen Energiemarkt. Auch geopolitisch spielt die Vereinbarung eine Rolle: Indien diversifiziert seine Lieferketten und reduziert Abhängigkeiten von einzelnen Exportnationen.
Kanada positioniert sich als stabiler Energiepartner
Für Kanada wäre die Einigung ein bedeutender Schritt zur Festigung seiner Rolle als verlässlicher Lieferant strategisch wichtiger Rohstoffe. Uran gehört zu den zentralen Exportgütern des Landes, und die Nachfrage steigt weltweit, da viele Staaten ihre Kernenergieprogramme erneuern oder ausweiten.
Der mögliche Vertragsabschluss wird in Ottawa als Signal für Kanadas Fähigkeit gewertet, langfristige, politisch stabile Energiepartnerschaften einzugehen. Regierungsvertreter betonen dabei regelmäßig die sicherheitspolitische Bedeutung einer diversifizierten globalen Kernbrennstoffversorgung.
Politischer Rückenwind für ein umfangreiches Kooperationspaket
Das geplante Uranabkommen wäre nur ein Teil eines umfassenderen Kooperationsrahmens, der wirtschaftliche, energiepolitische und sicherheitstechnische Aspekte umfasst. Sowohl Ottawa als auch Neu-Delhi sehen in der engeren Zusammenarbeit Chancen, ihre Positionen in globalen Handels- und Technologiesektoren zu stärken.
Insidern zufolge könnte das geplante Abkommen zudem die Grundlage für weitergehende industriepolitische Projekte bilden, darunter neue Investitionen in Forschung, Reaktortechnologien und nukleare Sicherheitsstandards. Beobachter gehen davon aus, dass der Vertrag – sollte er abgeschlossen werden – zu einem der umfangreichsten Energieabkommen zwischen westlichen Staaten und Indien in den vergangenen Jahren zählt.