Lange Zeit galt in der Allgemeinheit die Annahme, dass für ein gesundes Leben täglich 10.000 Schritte notwendig sind. Diese Zahl, die fast schon als magisch betrachtet wurde, hat sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Doch jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf dieses Thema. Eine umfassende Metaanalyse, veröffentlicht im renommierten „European Journal of Preventive Cardiology“, stellt diese weit verbreitete Annahme nun in Frage.
Die Erkenntnisse der Metaanalyse
Die Forschenden analysierten Daten aus 17 verschiedenen Studien, die insgesamt fast 227.000 Menschen weltweit umfassten. Die Ergebnisse dieser Analyse sind bemerkenswert: Es zeigt sich, dass bereits rund 4.000 Schritte am Tag ausreichen, um das Risiko eines vorzeitigen Todes signifikant zu verringern. Interessanterweise wurde festgestellt, dass sogar eine tägliche Schrittzahl von 2.300 Schritten mit einem geringeren Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht.
Diese Befunde betonen, dass regelmäßige körperliche Aktivität, selbst in geringerem Umfang, eng mit einer höheren Lebenserwartung und einer besseren Gesundheit korreliert – unabhängig von Alter, Geschlecht oder geografischem Wohnort. Die Forschenden betonen zudem, dass jede Steigerung der täglichen Schritte von Vorteil ist. So ist jede Erhöhung um 1.000 Schritte pro Tag mit einer 15-prozentigen Risikoreduktion für einen vorzeitigen Tod verbunden, während eine Erhöhung um 500 Schritte das Risiko für tödliche Herzerkrankungen um sieben Prozent senken kann.
Die Ursprünge der 10.000-Schritte-Regel
Interessanterweise wurde die 10.000-Schritte-Regel nie wissenschaftlich untermauert. Ihre Entstehung geht vielmehr auf eine Marketingstrategie zurück. Im Jahr 1964, passend zu den Olympischen Spielen in Tokio, brachte das japanische Unternehmen Yamasa den ersten tragbaren Schrittzähler, den „Manpo-kei“ (übersetzt: „10.000-Schritt-Zähler“), auf den Markt. Dieses Gerät wurde mit der Botschaft beworben, dass 10.000 Schritte pro Tag zur Fitness beitragen und einen gesunden Lebensstil fördern. Diese Marketingbotschaft etablierte sich schnell als allgemeine Empfehlung und wurde weit verbreitet.
Ein realistischerer Blick auf die tägliche Bewegung
Die neuesten Forschungsergebnisse führen zu einer Neuorientierung in der Wahrnehmung der täglichen Bewegung. Sie zeigen, dass weniger Schritte als bisher angenommen ausreichen können, um die Gesundheit positiv zu beeinflussen. Dies könnte insbesondere für Personen, die Schwierigkeiten haben, hohe Schrittzahlen zu erreichen, eine motivierende Nachricht sein. Es bestärkt die Idee, dass jede Form von Bewegung, egal wie klein sie erscheinen mag, einen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten kann.