Nächste Fahrzeuggeneration erhält eigene Sensor- und Chiptechnik
Der US-Elektroautobauer Rivian, strategischer Kooperationspartner von Volkswagen, richtet seine Modellpalette neu aus und verfolgt beim autonomen Fahren einen eigenständigen Ansatz. Für die kommende Fahrzeuggeneration entwickelte das Unternehmen einen selbst konstruierten Spezial-Chip, der die Verarbeitung großer Datenmengen für Assistenz- und Autonomiefunktionen ermöglichen soll.
Zudem soll der neue Laser-Radar-Sensor – auch als Lidar bezeichnet – direkt in die Frontscheibe des nächsten Modells integriert werden. Diese Technik bildet das Herzstück eines umfassenden Sicherheitssystems und soll Rivian einen technologischen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern verschaffen.
Auch ein eigener Sprachassistent wird in allen zukünftigen Fahrzeugen eingeführt, um Bedienprozesse zu vereinfachen und vollständig auf firmeneigene Softwarelösungen zu setzen.

Marktstart des neuen R2-Modells in den USA
Das neue Modell R2 soll im kommenden Jahr auf dem US-Markt erscheinen und zu Preisen ab 45.000 Dollar angeboten werden. Die Preiskalkulation orientiert sich an einem breiteren Kundensegment und soll Rivian den Zugang zu einem größeren Markt ermöglichen.
Der R2 gilt als strategischer Baustein beim Ausbau der Produktionskapazitäten in Nordamerika und ist Teil der mittelfristigen Wachstumsstrategie des Unternehmens.

Rivian grenzt sich deutlich von Tesla ab
Während Tesla seit Jahren darauf setzt, autonomes Fahren ausschließlich über Kameras zu realisieren, geht Rivian bewusst einen anderen Weg. Tesla-Chef Elon Musk hatte mehrfach betont, seine Fahrzeuge hätten „bereits heute alles an Bord“, um volles autonomes Fahren zu ermöglichen. Er betont, Kameras seien ausreichend und zusätzliche Sensoren überflüssig.
Rivian widerspricht dieser Linie klar. Unternehmensmanagerin Vidya Rajagopalan erklärte: „Kameras stoßen bei schwachem oder extrem hellem Licht sowie bei Nebel an ihre Grenzen.“ Deshalb werde man auf Lidar und umfangreiche Radartechnik setzen, um eine zuverlässigere Umfeldwahrnehmung zu gewährleisten.
Der Ansatz entspricht auch jener der Google-Schwesterfirma Waymo, die bei ihren Robotaxis vollständig auf Lidar vertraut.

Deutlich erweiterte Sensorarchitektur für mehr Sicherheit
Der R2 soll insgesamt elf Kameras, fünf Radar-Sensoren und den neuen Lidar-Frontmodul erhalten. Damit entsteht eine Sensorarchitektur, die sowohl für Assistenzsysteme der Stufe 2+ wie auch für zukünftige Autonomiefunktionen ausgelegt ist.
Der selbst entwickelte Chip wurde speziell darauf ausgelegt, die Signale der Sensoren in Echtzeit zu verarbeiten. Rivian verspricht, dass die Kombination aus Lidar, Radar und Kameras eine besonders robuste Wahrnehmung der Umgebung ermöglicht und kritische Situationen schneller erkannt werden können.
Bedeutung für die Kooperation zwischen Rivian und Volkswagen
Die technologische Entwicklung bei Rivian dürfte auch für den deutschen Konzern Volkswagen von hoher Relevanz sein. Im Rahmen der bestehenden Partnerschaft werden Software- und Plattformlösungen gemeinsam weiterentwickelt, was perspektivisch den Einsatz neuer Autonomiefunktionen in künftigen Modellen beider Unternehmen erleichtern könnte.
Rivians Entscheidung, eigene Chips, Sensoren und Sprachsysteme zu entwickeln, zeigt, dass der Wettbewerb im autonomen Fahren zunehmend über proprietäre Technologien ausgetragen wird – ein Bereich, in dem sich etablierte Hersteller und neue Marktteilnehmer gleichermaßen behaupten wollen.