Deutschlands beliebteste Benzinsorte soll verschwinden
Die Tage des beliebten Super E5 Benzins scheinen gezählt zu sein. Zahlreiche Tankstellenverbände in Deutschland fordern die Abschaffung dieser Benzinsorte, die nur fünf Prozent Bioethanol enthält, zugunsten des klimafreundlicheren Super E10, das zehn Prozent Bioethanol enthält. Diese Forderung ist nicht nur ein Echo auf internationale Entwicklungen, sondern basiert auch auf aktuellen Studien und praktischen Überlegungen der Tankstellenbetreiber.
Die internationale Entwicklung: E5 auf dem Rückzug
In vielen europäischen Ländern ist Super E5 bereits Geschichte. Länder wie Österreich, Tschechien und die skandinavischen Staaten haben diese Benzinsorte zugunsten von E10 und der Premiumsorte Super Plus abgeschafft. Diese Reduktion auf zwei Sorten statt drei vereinfacht die Logistik und Lagerung erheblich. Duraid El Obeid, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Freier Tankstellen, erklärt: „Mittelfristig brauchen wir nur zwei Benzinsorten und nicht drei. In unseren Nachbarländern ist das längst der Fall.“
Der deutsche Sonderweg: Schutzsorte für ältere Autos
In Deutschland ist die Situation jedoch noch etwas komplizierter. Hier müssen Tankstellen Super E5 weiterhin als sogenannte „Schutzsorte“ anbieten, insbesondere für ältere Fahrzeuge, deren Motoren den höheren Ethanolanteil von E10 nicht vertragen. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Tankstellen an Supermärkten. Der ADAC betont, dass rund 70 Prozent der Autofahrer mit Ottomotoren weiterhin E5 tanken, obwohl diese Benzinsorte etwa sechs Cent pro Liter teurer ist als E10.
Platz- und Logistikprobleme bei Tankstellen
Für viele Tankstellenbetreiber stellt das Angebot von drei verschiedenen Benzinsorten eine logistische Herausforderung dar. Seit kurzem ist das Sortiment um eine weitere Spritsorte erweitert worden, was den Druck auf die Betreiber noch erhöht. Der Bundesverband Freier Tankstellen und die Branchenvertretung Uniti fordern daher eine Gesetzesänderung, die den Betreibern die Wahl zwischen E5 und E10 lässt. Große Ketten wie Aral und BP zeigen sich bisher jedoch zurückhaltend und planen derzeit keine Änderungen im Sortiment.
Verbraucherinformationen und Umweltschutz
Der ADAC sieht die Situation noch differenziert und warnt vor übereilten Schritten. „Früher oder später ist denkbar, dass dafür an den Tankstellen eine vorhandene Benzinsorte wegfällt, um Platz für neue, klimaschonendere Kraftstoffsorten zu schaffen“, sagt Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte des ADAC. Klarere Informationen für Verbraucher darüber, welche Fahrzeuge E10 vertragen, könnten den Übergang erleichtern.
Studien und Zahlen: Wenige Autos auf E5 angewiesen
Eine Studie des Instituts Automotive Powertrain zeigt, dass nur ein sehr kleiner Teil der Fahrzeuge tatsächlich auf Super E5 angewiesen ist. Laut der Studie benötigen weniger als ein Prozent der Modelle von Marken wie Volkswagen, Mercedes, Opel, Ford und BMW diese Benzinsorte. Die Umstellung aller Benziner auf Super E10 könnte jährlich rund 2,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen, was einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten würde.
Die Zukunft von Super E5
Die Diskussion um die Abschaffung von Super E5 ist nicht nur eine Frage der Umweltpolitik, sondern auch eine Frage der praktischen Umsetzung und Verbraucherinformation. Während viele europäische Länder bereits auf zwei Benzinsorten umgestellt haben, ringt Deutschland noch um den richtigen Zeitpunkt und die richtige Strategie. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatte entwickelt und ob die Forderungen der Tankstellenverbände letztendlich Gehör finden. Eines scheint jedoch klar: Die Zukunft gehört den klimaschonenderen Alternativen.