Gold verteuert sich spürbar zum Wochenausklang
Der internationale Goldmarkt zeigte am Freitag eine erneute Aufwärtsbewegung. Der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls stieg im Tagesverlauf um 44 US-Dollar und erreichte 4.200 US-Dollar, den höchsten Wert seit Mitte November. Marktteilnehmer verwiesen auf starke Nachfrage nach sicheren Anlagen sowie technische Sondereffekte, die den Handel zeitweise verzerrten. Händler beschrieben die Stimmung als „klar risikobewusst“, da weiterhin Unsicherheit über wichtige US-Konjunkturdaten besteht.
Auch langfristige Trends stützen den Markt: Seit Ende 2024 hat sich Gold um rund 60 Prozent verteuert und gehört damit zu den stärksten Vermögensklassen des laufenden Jahres. Speziell institutionelle Marktteilnehmer nutzen Gold zunehmend als Schutzinstrument gegen geopolitische Risiken und geldpolitische Wendepunkte in den USA.

Silber erreicht historischen Höchststand
Besonders dynamisch zeigte sich der Silbermarkt. Die Feinunze Silber verteuerte sich auf 55,18 US-Dollar und markierte damit einen neuen Rekordwert. Bereits im frühen Handel hatte der Preis bei etwa 53,50 Dollar gelegen, bevor die Notierungen im Zuge der Marktstörung in Chicago kräftig anzogen. Analysten sprachen von „außergewöhnlichen Bewegungen“, die durch die zeitweise Aussetzung des Terminhandels ausgelöst worden seien.
Die steigende Bedeutung von Silber in industriellen Anwendungen – etwa im Bereich Photovoltaik, Elektronik und Batterieproduktion – verstärkt zusätzlich die Nachfrage. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Metallpreise auch weiterhin stark von technologischen Trends und Investitionsentscheidungen im Energiesektor geprägt sein werden.
Technischer Ausfall in Chicago sorgt für Verwerfungen
Für erhebliche Unruhe sorgte ein technischer Zwischenfall an der Terminbörse CME in Chicago. Eine mehrstündige Unterbrechung legte den Handel mit Futures und Optionen über weite Teile des Vormittags lahm. Betroffen waren unter anderem Kontrakte auf Gold, Silber, Währungen und Rohstoffe. Erst gegen Mittag wurde der Handel wieder schrittweise aufgenommen.
Ein Händler beschrieb die Situation als „seltene, aber folgenschwere Störung“, die zu untypisch starken Preisbewegungen geführt habe. Da viele Marktteilnehmer Gold-Terminkontrakte an der Comex zur Absicherung gegen Preisrisiken nutzen, wirkte sich die Panne unmittelbar auf die Liquidität aus. Die CME-Störung wurde in internationalen Handelsräumen als Mahnung verstanden, wie eng die globalen Märkte miteinander vernetzt sind und wie sensibel Edelmetallpreise auf technische Eingriffe reagieren.

Zinsperspektive der US-Notenbank bleibt entscheidend
Der jüngste Preisanstieg ist eng verbunden mit der Erwartung, dass die Federal Reserve ihren Leitzins in den kommenden Monaten weiter senken könnte. Die Märkte bewerten die rückläufigen Inflationsdaten aus den USA und Europa als Indiz für eine mögliche Lockerung der Geldpolitik. Gold profitiert in der Regel davon, wenn die Renditen sicherer Anleihen sinken und der Dollar an Stärke verliert.
Allerdings bleibt die Lage unsicher, da die Regierung in Washington nach dem teilweisen Shutdown einige Konjunkturdaten noch nicht vorgelegt hat. Ein Rohstoffanalyst sagte: „Ohne diese Zahlen fehlt dem Markt ein zentrales Orientierungsinstrument.“ Viele Akteure warteten daher auf neue Arbeits-, Industrie- und Preisindikatoren, um das Risiko- und Zinsumfeld präziser bewerten zu können.
Geopolitische Lage beeinflusst Edelmetallmärkte
Neben ökonomischen Faktoren wirkt weiterhin die politische Lage auf die Metalle. Der Ukraine-Krieg bleibt ein wichtiger Preistreiber – Gold gilt traditionell als Absicherung in Zeiten unsicherer geopolitischer Entwicklungen. Präsident Wolodymyr Selenskyj deutete zuletzt an, dass in der kommenden Woche neue hochrangige Gespräche über eine mögliche Beendigung des Konflikts stattfinden könnten.
Im Raum steht, dass Selenskyj erneut mit US-Präsident Donald Trump zusammentreffen könnte, nachdem zuvor in Genf ein weiterer Friedensvorschlag diskutiert wurde. Die globale Sicherheitslage könnte damit in den nächsten Tagen stärker in den Fokus rücken, was bei Edelmetallen erneut zu erhöhter Nachfrage führen würde.
Auch China bleibt ein Thema: Experten äußerten zuletzt Zweifel an der offiziellen Höhe der chinesischen Goldreserven. Einige Analysten vermuten einen strategischen Aufbau über die gemeldeten Werte hinaus, was die Diskussion um den globalen Goldmarkt zusätzlich befeuert.