US-Börsen schließen schwächer – Anleger zweifeln an baldiger Zinssenkung
Zum Wochenschluss haben Zinssorgen die US-Aktienmärkte spürbar unter Druck gesetzt. Der Dow Jones Industrial Average verlor ein Prozent und fiel auf 47.000 Punkte. Der S&P 500 büßte im Tagesverlauf ebenfalls deutlich ein, konnte seine Verluste am Ende aber auf 0,5 Prozent begrenzen und schloss bei 6701 Punkten. Der Nasdaq-Index, der in der Spitze fast zwei Prozent gefallen war, schloss schließlich 0,6 Prozent im Minus bei 22.739 Zählern.

Auslöser der Kursrückgänge waren restriktive Kommentare führender Vertreter der US-Notenbank (Federal Reserve). Diese hatten angedeutet, dass eine Zinssenkung im Dezember keineswegs sicher sei. Die Märkte preisen inzwischen nur noch eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte zum Jahresende ein – nach rund 70 Prozent noch in der Vorwoche.
Ein Analyst fasste die Stimmung an der Wall Street zusammen: „Die Hoffnung auf eine schnelle Wende der Geldpolitik schwindet. Anleger erkennen, dass die Fed weiterhin vorsichtig bleibt.“
Technologiewerte im Rückwärtsgang – KI-Titel verlieren erneut
Besonders hart traf es erneut die Technologiewerte, die in den vergangenen Monaten von der KI-Euphorie stark profitiert hatten. Doch die Sorge vor überzogenen Bewertungen hat den Markt nun eingeholt. Der Halbleiterausrüster Applied Materials verlor über sieben Prozent, nachdem das Unternehmen vor sinkenden Investitionen in China gewarnt hatte.
Das Unternehmen erklärte, dass die US-Exportbeschränkungen für Hochtechnologie nach China ihre Geschäfte im kommenden Jahr belasten könnten. Die Ausgaben für Chipherstellungsanlagen dürften in China 2026 rückläufig sein – ein Signal, das Anleger verunsicherte.
Auch andere Branchengrößen standen unter Druck:
Nvidia gab ein Prozent, Broadcom, Intel und Advanced Micro Devices verloren jeweils zwischen zwei und vier Prozent. Ein Händler kommentierte: „Die Luft in den Bewertungen ist raus. Selbst gute Quartalszahlen reichen derzeit nicht mehr, um den Markt zu überzeugen.“
Damit setzte sich die jüngste Schwächephase des Technologie-Sektors fort, der bereits seit mehreren Wochen unter Gewinnmitnahmen leidet. Viele Anleger realisieren ihre Gewinne nach den massiven Kursanstiegen der vergangenen Monate, während gleichzeitig die Angst vor einer Überhitzung im KI-Bereich zunimmt.
Franken auf Rekordhoch – Flucht in sichere Währungen
Während Aktien weltweit schwächelten, zeigte sich der Schweizer Franken als sicherer Hafen erneut stark. Die Währung erreichte ein Rekordhoch gegenüber dem Euro und legte auch gegenüber dem US-Dollar zu.
Der Euro fiel um 0,3 Prozent auf 0,9196 Franken, während der Franken zum Dollar um knapp 0,2 Prozent zulegte. Händler erklärten die Bewegung mit zwei Faktoren: Zum einen erwarte man ein mögliches Handelsabkommen zwischen den USA und der Schweiz, das die derzeitigen US-Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Waren senken könnte.

Zum anderen sorge die zunehmende Risikoaversion an den Märkten für eine starke Nachfrage nach der eidgenössischen Währung. „In Zeiten geldpolitischer Unsicherheit wird der Franken traditionell gesucht,“ sagte ein Devisenexperte.
Besonders auffällig: Laut Informationen aus Wirtschaftskreisen hatte Richemont-Chef Johann Rupert vergangene Woche ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump, bei dem über ein mögliches Handelsabkommen gesprochen wurde. Marktteilnehmer hoffen nun auf konkrete Ergebnisse in Kürze.
Europäische Märkte unter Druck – Ölpreise steigen deutlich
Auch die europäischen Börsen konnten sich der Schwäche aus Übersee nicht entziehen. Der DAX fiel am Freitagmittag um 1,2 Prozent auf 23.756 Punkte, der EuroStoxx 50 verlor 1,1 Prozent auf 5681 Punkte.

Parallel dazu notierte der Euro gegenüber dem US-Dollar 0,1 Prozent niedriger bei 1,1612 USD. Während Aktien unter Druck standen, legten die Ölpreise hingegen kräftig zu. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 2,2 Prozent, WTI sogar um 2,8 Prozent.
Händler erklärten die Preissteigerungen mit der Erwartung sinkender US-Ölreserven sowie geopolitischer Spannungen im Nahen Osten. Auch das schwächere Vertrauen in die US-Geldpolitik stützte Rohstoffpreise allgemein.
Ein Analyst in Frankfurt fasste die Gemengelage so zusammen: „Wir sehen aktuell eine klassische Risikoaversion – raus aus Aktien, rein in sichere Häfen wie den Franken oder in Rohstoffe.“
Ausblick bleibt angespannt – Märkte warten auf neue Signale
An den Märkten herrscht nun gespannte Ruhe. Die entscheidende Frage bleibt, ob die US-Notenbank noch in diesem Jahr den Zinssenkungszyklus einleitet oder weiter abwartet. Bis dahin dürfte die Volatilität anhalten.
Vor allem der Technologiesektor bleibt im Fokus – sowohl wegen seiner hohen Bewertungen als auch wegen der wachsenden Bedeutung von KI-Investitionen. Die Anleger blicken daher mit Sorge, aber auch mit Hoffnung auf die kommenden Wirtschaftsdaten und Fed-Kommentare.Ein Fondsmanager brachte die Stimmung auf den Punkt: „Wir befinden uns in einer Übergangsphase – zwischen Optimismus und Ernüchterung. Doch die Märkte suchen weiterhin nach Richtung und Stabilität.“