Preisauftrieb übertrifft die Erwartungen
Die Teuerungsrate im Euroraum ist im November überraschend leicht gestiegen und liegt nun bei 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das teilte Eurostat mit. Erwartet hatten Volkswirte eine unveränderte Jahresrate von 2,1 Prozent. Auf Monatssicht gingen die Verbraucherpreise zwar um 0,3 Prozent zurück, doch auch dieser Wert entsprach lediglich den Prognosen.
Die Kerninflation, also ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak, verringerte sich im Monatsvergleich um 0,4 Prozent. Im Jahresvergleich blieb sie stabil bei 2,4 Prozent, während Experten mit einem leichten Rückgang auf 2,3 Prozent gerechnet hatten. Die Zahlen deuten darauf hin, dass der Preisauftrieb zwar moderat bleibt, aber hartnäckiger ausfällt als bislang angenommen.
Ökonomen sehen keine neue Inflationswelle
Trotz des leichten Anstiegs warnen Fachleute nicht vor einer erneuten Eskalation der Teuerung. Alexander Krüger von Hauck Aufhäuser Lampe betonte: „Der Anstieg der Inflationsrate hat mit Inflation nichts zu tun.“ Er verwies darauf, dass im Oktober vor allem die Energiepreise stärker gedämpft hätten, was den aktuellen Basiseffekt verstärke.
Nach Einschätzung Krügers liege die Inflationsrate im Bereich der erwarteten Entwicklung. Die Daten zeigten weiterhin ein Umfeld mit stabilen Preisen, das keine unmittelbaren Risiken für eine erneute Preisbeschleunigung signalisiere.
Aussicht auf preisstabile Monate
Ökonomen rechnen damit, dass sich der Preisauftrieb in den kommenden Monaten weiter moderat entwickelt. Bereits jetzt deuten mehrere Frühindikatoren auf eine Phase nahezu stabiler Verbraucherpreise hin.
Für Anfang 2026 erwarten Experten sogar einen kurzfristigen Rückgang der Inflation auf Werte knapp unter zwei Prozent. Diese Einschätzung wird durch die gedämpfte Nachfrage, niedrigere Energiepreise und anhaltende Entspannung in den Lieferketten unterstützt. Der Euroraum scheint damit in Richtung des Zielwertes der Europäischen Zentralbank (EZB) zu steuern.
EZB dürfte an ihrer Zinspolitik festhalten
Angesichts der aktuellen Datenlage sehen Marktbeobachter keine Notwendigkeit für eine Zinsänderung. Die EZB hatte zuletzt signalisiert, dass sie die hohe Unsicherheit in der Konjunktur abwarten wolle.Krüger betonte: „Die EZB kann sich beruhigt zurücklehnen und die Leitzinsen dort belassen, wo sie sind.“ Die Notenbank werde voraussichtlich nicht in Versuchung geraten, an der Zinsschraube zu drehen, da ihre interne Inflationsprognose für 2026 bei 1,7 Prozent liege — ein Wert, der aus Sicht vieler Experten ohnehin eher niedrig angesetzt ist.