Eine fränkische Tradition wird nicht fortgeführt
Im idyllischen Salz bei Bad Kissingen, wo die Karmeliter Bräu seit dem Jahr 1351 Bier braute, werden bald keine neuen Braukessel mehr zischen. Die Nachricht der Schließung dieser traditionsreichen Brauerei markiert nicht nur das Ende eines Familienbetriebs, sondern auch das eines kulturellen Erbes in Bayern. Herbert Brust, der aktuelle Brauereichef, hat entschieden, im Alter von 60 Jahren in den Ruhestand zu treten. Seine Entscheidung folgt der Erkenntnis, dass keines seiner Kinder die Leitung des Unternehmens übernehmen wird.
Suche nach einem Nachfolger blieb erfolglos
Trotz intensiver Bemühungen, einen geeigneten Nachfolger zu finden, blieb die Suche erfolglos. „Fünf Jahre lang hat ein Vermittler nach einem passenden Kandidaten gesucht“, erläutert Brust in einem Interview mit „nordbayern.de“. Es mangelte nicht an Interessenten, doch entweder zogen diese ihre Angebote zurück, oder sie scheiterten an den Finanzierungsauflagen der Banken. „Brauereien haben einen schlechten Stand bei Banken“, so Brust, ein Hinweis auf die schwierigen Rahmenbedingungen in der Brauereibranche.
Wirtschaftliche Herausforderungen für kleine Brauereien
Die Brauereilandschaft hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Die Coronapandemie und darauffolgende Preiskämpfe haben kleine und mittelständische Brauereien besonders hart getroffen. „Den Billigangeboten von Großbrauereien kann man wenig entgegensetzen“, betont Brust. Diese Entwicklung lässt ihn befürchten, dass die Schließung von Karmeliter Bräu nur der Vorläufer weiterer Schließungen in der Branche sein könnte.
Obwohl das Brauereigelände bereits verkauft wurde, gibt es noch Hoffnung für die Fans des Karmeliter Biers. Aktuell führt Brust Gespräche mit einem potenziellen Interessenten, der Interesse hat, das Bier weiterhin nach den traditionellen Rezepten der Karmeliter Bräu zu brauen. Sollten diese Verhandlungen erfolgreich sein, könnte das kulturelle Erbe der Brauerei in gewisser Weise fortbestehen.
Die Schließung von Karmeliter Bräu ist symptomatisch für die Herausforderungen, vor denen traditionelle Familienbrauereien in der modernen Wirtschaftslandschaft stehen. Die Kombination aus nachlassender familiärer Nachfolgebereitschaft und wirtschaftlichem Druck macht es kleinen Brauereien schwer, sich im Markt zu behaupten. Während der Fortbestand des Karmeliter Bieres noch eine Möglichkeit bleibt, steht fest, dass die Region um Salz bei Bad Kissingen eine ihrer ältesten und kulturell bedeutsamsten Institutionen verlieren wird. Der letzte Brautag am 30. Juni wird somit nicht nur ein Abschied von einer Brauerei sein, sondern auch von einem Stück fränkischer Lebensart.