Nach einer Reihe von Sicherheitsvorfällen und tragischen Abstürzen hat Boeing-Chef Dave Calhoun vor dem US-Senat Besserung gelobt. Er entschuldigte sich bei den Hinterbliebenen der Absturzopfer und versprach, aus den Fehlern zu lernen.
Sicherheitsmängel bei Boeing-Maschinen
In den vergangenen Monaten geriet Boeing wiederholt in die Schlagzeilen, da Maschinen verschiedener Fluggesellschaften Probleme aufwiesen. Im Januar 2024 kam es zu einem Beinahe-Unglück mit einer fast neuen Boeing 737-9 Max der Alaska Airlines. Kurz nach dem Start brach ein Rumpfteil heraus, was zu einem dramatischen Zwischenfall führte. Über 170 Menschen befanden sich an Bord. Die Ermittlungen der NTSB ergaben, dass an dem herausgebrochenen Teil Befestigungsbolzen fehlten. Boeing konnte keine Dokumentation zu den Arbeiten an diesem Teil vorlegen. „Alaska war ein Produktionsfehler“, räumte Calhoun ein und betonte, dass dies der einzige ihm bekannte Fall sei, der auf einen Fertigungsfehler und nicht auf Wartungsmängel zurückzuführen sei.
Wiederholte Vorfälle und Whistleblower-Vorwürfe
In den letzten Monaten gab es mehrere Vorfälle mit Boeing-Flugzeugen. Eine Maschine verlor ein Rad beim Start, eine andere landete mit einer abgerissenen Klappe am Rumpf. Die Anhörung im Senat folgte auf eine Sitzung im April, bei der ein ehemaliger Boeing-Ingenieur schwere Vorwürfe gegen den Konzern erhoben hatte. Der Whistleblower behauptete, er sei bestraft worden, nachdem er Sicherheitsbedenken bezüglich der Flugzeugtypen 787 und 777 geäußert hatte.
Entschuldigung an die Hinterbliebenen
Calhoun nutzte die Gelegenheit, um sich bei den Hinterbliebenen der Absturzopfer der beiden Boeing 737 Max-Flugzeuge zu entschuldigen, die 2018 und 2019 abgestürzt waren. Bei diesen Unglücken kamen 346 Menschen ums Leben. „Ich entschuldige mich für das Leid, das wir zugefügt haben“, sagte er direkt an die im Saal anwesenden Hinterbliebenen gerichtet. Boeing wolle im Gedenken an die Opfer den Fokus auf Sicherheit verstärken.
Softwareprobleme als Unfallursache
Die Abstürze der 737 Max 8 Maschinen der indonesischen Lion Air und der Ethiopian Airlines wurden durch Probleme mit einer Assistenzsoftware namens MCAS verursacht. Diese Software sollte den Piloten in bestimmten Situationen helfen, griff jedoch in beiden Fällen fehlerhaft und überraschend in die Steuerung ein. Boeing hatte zugegeben, dass der Konzern die US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht korrekt über den Umfang des notwendigen Piloten-Trainings für die Software informiert hatte. „MCAS und Boeing sind verantwortlich für diese Abstürze“, erklärte Calhoun und bekräftigte damit die Verantwortung des Unternehmens.
Konsequenzen und Maßnahmen
Nach dem zweiten Absturz blieben die 737-Max-Flugzeuge fast zwei Jahre lang am Boden. In dieser Zeit wurden umfassende Änderungen an der MCAS-Software vorgenommen. Boeing steht nun unter verstärktem Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern und sicherzustellen, dass solche Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommen.
Boeing hat angekündigt, die interne Kultur zu verbessern und mehr auf Sicherheitsstandards zu achten. „Unsere Kultur ist noch lange nicht perfekt, aber wir ergreifen Maßnahmen und machen Fortschritte“, sagte Calhoun vor dem Senat. Der Konzern hat begonnen, strengere Kontrollen und neue Verfahren einzuführen, um die Qualität und Sicherheit seiner Flugzeuge zu gewährleisten.
Die erneuten Probleme bei Boeing werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen die Luftfahrtindustrie gegenübersteht. Die Bemühungen des Konzerns, Vertrauen und Sicherheit wiederherzustellen, werden genau beobachtet werden. Calhoun versprach, die Lehren aus den Fehlern zu ziehen und die Sicherheitskultur im Unternehmen nachhaltig zu verbessern. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob Boeing in der Lage ist, diese Versprechen einzulösen und das Vertrauen von Fluggesellschaften und Passagieren zurückzugewinnen.