Ifo-Index sinkt erneut und verfehlt die Erwartungen
Die wirtschaftliche Stimmung in den Führungsetagen deutscher Unternehmen hat sich zum Ende des Jahres 2025 weiter eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Dezember auf 87,6 Punkte, nach 88,0 Zählern im November. Damit setzte sich der Abwärtstrend den zweiten Monat in Folge fort. Grundlage der Erhebung ist eine Umfrage des Ifo-Instituts unter rund 9.000 Unternehmenslenkern aus Industrie, Handel, Bau und Dienstleistungen.
Bemerkenswert ist vor allem die Abweichung von den Markterwartungen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem leichten Anstieg auf 88,2 Punkte gerechnet. Stattdessen verschlechterte sich die Lageeinschätzung erneut. Während die Bewertung der aktuellen Geschäftslage in etwa auf dem bisherigen Niveau blieb, trübten sich insbesondere die Erwartungen für die kommenden Monate ein.
Ifo-Präsident Clemens Fuest fasste die Entwicklung mit klaren Worten zusammen: „Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung.“ Die Aussage unterstreicht die wachsende Unsicherheit, mit der Unternehmen in das neue Jahr blicken.
Wirtschaft wächst nur zögerlich trotz Hoffnung auf 2026
Makroökonomisch bleibt die Lage angespannt. Nach einem wirtschaftlichen Rückgang im Frühjahr und einer Stagnation im Sommer deutet sich für das Schlussquartal 2025 zwar wieder ein leichtes Wachstum an. Die Bundesbank geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende moderat zulegen könnte.
Von einer nachhaltigen Erholung kann jedoch noch keine Rede sein. Fachleute erwarten spürbare Konjunkturimpulse erst im kommenden Jahr, wenn staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung wirksam werden. Diese Ausgabenprogramme sollen insbesondere Bauwirtschaft, Industrie und Zulieferer stützen.
Gleichzeitig bestehen erhebliche Belastungsfaktoren. US-Zölle, geopolitische Unsicherheiten und eine nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit setzen vor allem der exportorientierten Industrie zu. Steigende Kosten, schwache Auslandsnachfrage und strukturelle Standortprobleme wirken dämpfend auf Investitionsbereitschaft und Beschäftigung.
Mittelstand unter Druck: Betriebsaufgaben nehmen zu
Besonders deutlich zeigen sich die Folgen der wirtschaftlichen Schwäche im deutschen Mittelstand. Steigende Energie-, Personal- und Finanzierungskosten treffen auf rückläufige Umsätze. Für viele kleinere und mittlere Unternehmen wird diese Kombination zunehmend existenzbedrohend.
Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender des Software- und IT-Dienstleisters Datev, beschreibt die Lage drastisch. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er wörtlich: „Der Mittelstand gibt auf.“ Dabei gehe es nicht um eine plötzliche Insolvenzwelle, sondern um einen schleichenden Prozess. Unternehmen zogen sich still zurück, stellten den Betrieb ein oder verlagerten Aktivitäten ins Ausland.
Datev-Umfrage zeigt schleichenden Strukturwandel
Mayr stützt seine Einschätzung auf eine Datev-Umfrage unter mehr als 400 Steuerkanzleien. Die Ergebnisse verdeutlichen die Dynamik des Problems. Demnach haben 2,4 Prozent der Mandanten der befragten Kanzleien innerhalb der vergangenen zwölf Monate ihren Betrieb entweder vollständig aufgegeben oder ins Ausland verlagert.
Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um rund 50 Prozent. Die Zahlen deuten darauf hin, dass sich der wirtschaftliche Strukturwandel beschleunigt. Viele Betriebe sehen offenbar keine Perspektive mehr am Standort Deutschland und reagieren mit Rückzug statt mit Expansion.
Verunsicherung prägt Entscheidungen der Unternehmen
Die Kombination aus schwacher Konjunktur, hohen Kosten und unsicheren politischen Rahmenbedingungen führt zu einer zunehmenden Zurückhaltung bei Investitionen. Unternehmen verschieben Projekte, reduzieren Kapazitäten oder verzichten auf Neueinstellungen. Dies verstärkt den negativen Kreislauf aus schwacher Nachfrage und gedämpfter Produktion.
Während Großunternehmen stärker auf internationale Märkte ausweichen können, fehlt dem Mittelstand häufig diese Flexibilität. Die aktuellen Daten zeigen, dass insbesondere kleinere Betriebe zunehmend an ihre Belastungsgrenzen stoßen.