Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat entschieden, das deutsche Biotechunternehmen Morphosys, das erst Anfang 2024 für 2,7 Milliarden Euro übernommen wurde, zu schließen. Die Standorte in Deutschland und den USA sollen bis Ende 2025 geschlossen und alle Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in das Portfolio von Novartis integriert werden. Insgesamt sind rund 330 Arbeitsplätze betroffen.
Gründe für die Schließung
Hauptgrund für die Schließung sind die verschlechterten Perspektiven für das Morphosys-Medikament Pelabresib, das zur Behandlung einer seltenen, bösartigen Knochenmarkserkrankung entwickelt wurde. Jüngste Zweifel an der Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments haben zu dieser Entscheidung beigetragen. Novartis nahm erst vor wenigen Wochen eine Abschreibung in Höhe von 800 Millionen Dollar auf die Übernahme vor.
In einer Stellungnahme betonte Novartis: „Sämtliche M&A-Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung sind mit einem gewissen Risiko verbunden. Wir überprüfen regelmäßig unser Portfolio und unsere Organisationsstruktur, um den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht zu werden.“
Morphosys: Ein Pionier der deutschen Biotechnologie
Morphosys wurde 1992 gegründet und gilt als eines der ältesten Biotechunternehmen in Deutschland. Das Unternehmen war in Frankfurt und New York börsennotiert und hatte sich auf die Entwicklung von Antikörper-Medikamenten spezialisiert. Unter der Leitung von Simon Moroney, Co-Gründer und langjähriger CEO, erreichte Morphosys internationale Anerkennung.
Moroney, der Ende 2019 aus dem Unternehmen ausschied, wechselte später in den Verwaltungsrat von Novartis. Auf die Frage, ob er Einfluss auf die Übernahme hatte, erklärte Novartis: „Wir äußern uns nicht zu einzelnen Funktionen oder Personen im Zusammenhang mit unseren Transaktionen.“
Auswirkungen auf die Mitarbeitenden
Die Schließung bedeutet für die rund 330 Mitarbeitenden eine unsichere Zukunft. Bisher hat Novartis keine Details zu möglichen Abfindungen oder Unterstützung für die betroffenen Beschäftigten bekannt gegeben.
Ein Schlag für die Biotech-Branche
Die Schließung von Morphosys markiert nicht nur das Ende eines deutschen Biotech-Pioniers, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die Risiken in der Pharmaforschung. Trotz hoher Investitionen und Hoffnungen zeigt sich, dass selbst etablierte Unternehmen durch Unsicherheiten bei der Medikamentenentwicklung in Bedrängnis geraten können.
Mit der Entscheidung von Novartis verliert die deutsche Biotechnologie eine weitere bedeutende Größe, während der Konzern sich auf die Optimierung seines Portfolios konzentriert.