Über acht Jahre hinweg war China Deutschlands wichtigster Handelspartner, doch diese Position hat sich im ersten Quartal dieses Jahres geändert. Laut aktuellen Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters auf Basis offizieller Daten des Statistischen Bundesamts hat der Handel mit den USA erstmals den mit China überholt. Im Zeitraum von Januar bis März 2024 summierte sich das Handelsvolumen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten auf etwa 63 Milliarden Euro. Der Warenaustausch mit China belief sich im Vergleich auf knapp 60 Milliarden Euro.
Diese Verschiebung markiert eine neue geopolitische Ausrichtung Deutschlands, erklärt Jürgen Matthes, Experte am Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW): „Weg vom Systemrivalen China und hin zum transatlantischen Partner.“ Die USA profitieren hierbei von ihrer robusten Wirtschaft, während sich das Wachstum in China langsamer entwickelt, als erhofft.
Strukturelle Veränderungen im Handel
Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer verweist ebenfalls auf strukturelle Faktoren, die den Handel mit China verlangsamen. „China ist auf der Leiter der Wertschöpfungskette aufgestiegen und stellt vermehrt komplexere Güter selbst her, die es früher aus Deutschland importiert hat,“ sagt er. Deutsche Unternehmen produzieren zudem zunehmend direkt in China, anstatt Güter von Deutschland dorthin zu exportieren. Die Spannungen um Taiwan könnten den Trend weiter verstärken.
Die Rolle der USA und politische Einflüsse
Während die Handelsbeziehungen zu China rückläufig sind, wächst die Bedeutung des US-Markts für deutsche Unternehmen. Diese Entwicklung wurde durch die Industriepolitik von US-Präsident Joe Biden beschleunigt, der auf die Förderung heimischer Technologien und Produktionen setzt, wie etwa bei Batterien und Halbleitern. Der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, erläutert: „Dies zieht unsere Unternehmen und ihre Zuliefer- bzw. Wertschöpfungsketten massiv an, auch wenn ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU nach wie vor schmerzlich vermisst wird.“
Gleichzeitig warnt Jandura, dass eine mögliche Veränderung in der US-Administration nach den anstehenden Präsidentschaftswahlen Einfluss auf den Handel haben könnte. Sollte der frühere Präsident Donald Trump wiedergewählt werden, könnten neue Zölle auf europäische Waren erhoben werden.
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Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass Deutschland sich zunehmend auf den transatlantischen Partner USA ausrichtet, während der Handel mit China an Bedeutung verliert. Trotz potenzieller Risiken bleibt die positive Entwicklung des US-Marktes für deutsche Unternehmen ein attraktiver Faktor. Ob dieser Trend anhält, wird jedoch von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowohl in den USA als auch in China abhängen.