Ein „Weltuntergangsgletscher“ am Rande des Zusammenbruchs
Der Thwaites-Gletscher, der oft als „Weltuntergangsgletscher“ bezeichnet wird, befindet sich im Westen der Antarktis und spielt eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Der Gletscher hält derzeit große Teile des westantarktischen Eisschilds zurück und verhindert dadurch, dass erhebliche Eismassen in den Ozean gelangen und den globalen Meeresspiegel signifikant ansteigen lassen.
Wissenschaftliche Beobachtungen und Warnungen
In jüngster Zeit haben Wissenschaftler alarmierende Entdeckungen in Bezug auf den Thwaites-Gletscher gemacht. Durch den Einsatz von hochauflösenden Satellitenaufnahmen konnte ein Forschungsteam der University of California in Irvine feststellen, dass warmes Meerwasser tief unter das Eis des Gletschers vorgedrungen ist. Dieser Kontakt hat ein intensives Schmelzen des Gletschers zur Folge, das die bisherigen Prognosen über den Anstieg des Meeresspiegels möglicherweise korrigieren muss.
Eric Rignot, der Hauptautor der Studie, beschreibt die Situation als besonders kritisch: „Es gibt Stellen, an denen das Wasser fast dem Druck des darüber liegenden Eises entspricht, sodass nur ein wenig mehr Druck erforderlich ist, um das Eis nach oben zu drücken.“ Dieser Prozess könnte dazu führen, dass sich Eissäulen von über einer halben Meile Höhe bilden, was die Struktur des Gletschers weiter schwächt.
Das verstärkte Risiko durch Wasser
Der vermehrte Eintritt von warmem Meerwasser in den Gletscher macht diesen besonders anfällig für weitere Erwärmungen des Ozeans. Das warme Wasser sinkt unter das Eis, da es schwerer als das Süßwasser aus dem Schmelzprozess des Gletschers ist. „Diese Einschlüsse machen den Gletscher empfindlicher gegenüber der Erwärmung des Ozeans und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass er zerfällt, wenn der Ozean wärmer wird“, erläutert Rignot.
Christine Dow, Mitautorin der Studie, fügt hinzu: „Thwaites ist der instabilste Ort in der Antarktis und enthält das Äquivalent von 60 Zentimetern Meeresspiegelanstieg. Die Sorge ist, dass wir die Geschwindigkeit, mit der sich der Gletscher verändert, unterschätzen, was für die Küstengemeinden auf der ganzen Welt verheerend wäre.“
Innovative Lösungsansätze
Um den Gletscher zu stabilisieren und den weiteren Einfluss des warmen Meerwassers zu minimieren, wird sogar die Installation eines „Vorhangs“ unter dem Eis in Erwägung gezogen. Diese Methode soll verhindern, dass warmes Wasser den Gletscher erreicht und könnte somit den Schmelzprozess verlangsamen.
Zukünftige Prognosen und Maßnahmen
Die zukünftige Entwicklung des Thwaites-Gletschers ist entscheidend für die globale Meeresspiegelerhöhung. Laut Rignot wird es „viele Jahrzehnte, nicht Jahrhunderte dauern“, bis der Gletscher möglicherweise vollständig abgeschmolzen ist. Dies hängt jedoch stark davon ab, ob die globale Erwärmung weiter voranschreitet und wie effektiv die menschlichen Eingriffe zur Klimaregulierung sein werden.
„Im Moment haben wir nicht genügend Informationen, um sagen zu können, wie viel Zeit verbleibt, bevor das Eindringen von Meerwasser unumkehrbar ist“, erklärt Dow. „Indem wir die Modelle verbessern und unsere Forschung auf diese kritischen Gletscher konzentrieren, werden wir versuchen, diese Zahlen zumindest für Jahrzehnte und nicht für Jahrhunderte festzulegen.“
Die Forschungen und Maßnahmen, die heute ergriffen werden, sind entscheidend, um zukünftigen Generationen eine Anpassung an die sich verändernden Bedingungen des Meeresspiegels zu ermöglichen. Der Kampf gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen auf solche kritischen Punkte wie den Thwaites-Gletscher bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.