In den letzten Monaten hat sich die Zahl der Masernfälle im englischen Birmingham dramatisch erhöht, was die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency zunehmend beunruhigt. Besonders betroffen sind Kinder unter zehn Jahren, was auf die niedrige Impfquote in der Region zurückzuführen ist.
Besorgniserregende Zahlen aus den West Midlands
In den West Midlands, besonders um Birmingham herum, wurden in den vergangenen Monaten über 200 bestätigte Masernfälle sowie rund 100 Verdachtsfälle registriert. Dies stellt eine alarmierende Entwicklung dar, zumal 80 Prozent dieser Fälle in Birmingham selbst aufgetreten sind.
Jenny Harries, die Behördenchefin der UK Health Security Agency, äußerte sich besorgt: „Die Kollegen in den West Midlands haben unaufhaltsam daran gearbeitet, den Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen. Aber da die Impfquote in einigen Gemeinden so niedrig ist, besteht nun eine reale Gefahr, dass sich das Virus in anderen Gemeinden und Städten ausbreitet.“ Diese Entwicklung ist umso bedenklicher, da Masern mit zwei Impfdosen effektiv verhindert werden können.
Die Gefährlichkeit der Masern
Masern zählen zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten weltweit. Sie werden durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Husten, Niesen oder Sprechen, übertragen. Typische Symptome sind Fieber, Husten, Schnupfen und ein rötlich-brauner Hautausschlag. Besonders besorgniserregend sind die möglichen Komplikationen wie Gehirnentzündungen oder die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine sehr seltene, aber tödliche Spätfolge der Erkrankung.
Die SSPE ist in Regionen mit hoher Masernimpfquote, wie den USA und Westeuropa, äußerst selten. Dennoch besteht ein hohes Risiko für Säuglinge, die noch nicht geimpft werden können, insbesondere wenn sie mit nicht geimpften, an Masern erkrankten Personen in Kontakt kommen. Das Risiko, eine SSPE zu entwickeln, ist bei einer Masernerkrankung im Alter von unter zwei Jahren am höchsten.
Ein unaufhaltsamer Tod
SSPE ist eine fortschreitende Erkrankung, die mit Symptomen wie Vergesslichkeit, Reizbarkeit, Halluzinationen und Krampfanfällen beginnt. Es folgen geistiger Verfall, Sprechstörungen, Muskelsteifigkeit und Schluckstörungen. Der Tod tritt meist ein bis drei Jahre nach Ausbruch der Krankheit ein. Dies widerlegt die Annahme, dass Masern lediglich eine harmlose Kinderkrankheit seien.
Impfpflicht und Appelle zur Impfung
In Deutschland besteht seit März 2020 eine Impfpflicht gegen Masern für Kinder in Kitas und Schulen sowie für bestimmte Berufsgruppen, wie das Personal in Krankenhäusern. Die britische Gesundheitsbehörde appelliert an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen. Laut Harries sind im Durchschnitt nur 85 Prozent der schulpflichtigen Kinder zweifach geimpft, obwohl eine Impfquote von 95 Prozent notwendig ist, um größere Ausbrüche zu verhindern.
Diese Entwicklung in Birmingham unterstreicht die Wichtigkeit einer hohen Impfquote, um die Ausbreitung von Masern effektiv zu kontrollieren und die öffentliche Gesundheit zu schützen.