Forsa-Umfrage zeigt stabile Mehrheitsverhältnisse
Nach den neuesten Erhebungen des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-Trendbarometer bleibt die Alternative für Deutschland (AfD) weiterhin die führende politische Kraft in Deutschland. Laut der aktuellen Befragung erreicht die Partei 26 Prozent und behauptet damit ihre Spitzenposition. Auf Platz zwei folgt die Union aus CDU und CSU mit 24 Prozent, während die SPD mit 14 Prozent deutlich dahinter liegt. Die Grünen kommen auf 12 Prozent, die Linke auf 11 Prozent, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf 4 Prozent und die FDP auf 3 Prozent.
Im Vergleich zur Bundestagswahl im Februar 2023, bei der die AfD 20,8 Prozent erzielte, hat die Partei ihren Stimmenanteil somit deutlich gesteigert. Zugleich fällt auf, dass der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen stark gestiegen ist: 23 Prozent der Befragten gaben an, derzeit keine Wahlentscheidung treffen zu können. Bei der letzten Bundestagswahl waren es nur 17,9 Prozent. Diese Entwicklung deutet auf eine zunehmende politische Entfremdung vieler Bürger hin und spiegelt die wachsende Unzufriedenheit mit den Regierungsparteien wider.
Gesellschaftliche Stimmung bleibt von Skepsis geprägt
Das Trendbarometer zeigt, dass die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung weiterhin von Unsicherheit dominiert wird. Nur 17 Prozent der Befragten erwarten eine baldige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, während 61 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. 21 Prozent gehen davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Monaten kaum verändern wird.
Gleichzeitig zeigen die Zahlen, dass das Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der etablierten Parteien auf einem Tiefpunkt angelangt ist. 48 Prozent der Befragten glauben nicht, dass irgendeine Partei in der Lage ist, die zentralen Herausforderungen Deutschlands wirksam zu lösen. Zwar trauen 20 Prozent der Union zu, am ehesten mit den Problemen fertigzuwerden, doch nur 13 Prozent halten die AfD für kompetent genug, um die Schwierigkeiten des Landes zu bewältigen. Für die SPD sehen 7 Prozent, für die Grünen 5 Prozent und für die Linke 4 Prozent diese Fähigkeit.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass sich viele Bürger von der Politik abgewendet haben und nach Alternativen suchen, die eine glaubwürdige Erneuerung versprechen. Die AfD profitiert hier in besonderem Maße von ihrem Image als politische Gegenbewegung zu den etablierten Kräften und als Stimme der Unzufriedenen.
Gründe für den wachsenden Zuspruch zur AfD
Eine begleitende Umfrage des Instituts Forsa für RTL und ntv zeigt, dass 76 Prozent der Befragten den Erfolg der AfD darauf zurückführen, dass die anderen Parteien „sich nicht mehr ausreichend um die Interessen und Sorgen der Mehrheit der Menschen kümmern“. Nur 14 Prozent glauben, dass die Partei vor allem deshalb Zulauf erhält, weil sich andere Parteien zu stark von ihr abgrenzen und jede Zusammenarbeit verweigern.
Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland: Während im Westen 74 Prozent der Befragten die AfD für eine rechtsextreme Partei halten, liegt dieser Anteil im Osten bei 56 Prozent. Umgekehrt betrachten 38 Prozent der Ostdeutschen die AfD als eine normale demokratische Partei, im Westen nur 20 Prozent.
Diese Diskrepanz zeigt, dass die Partei in den neuen Bundesländern stärker als politischer Vertreter regionaler Interessen und Unzufriedenheit wahrgenommen wird. Viele Wähler im Osten verbinden mit ihr die Hoffnung auf mehr Unabhängigkeit, soziale Gerechtigkeit und eine stärkere nationale Identität.
Union und AfD: Debatte über mögliche Zusammenarbeit
Innerhalb der Union wird der Umgang mit der AfD erneut kontrovers diskutiert. Nach einem Bericht im Magazin Stern gaben 57 Prozent der Befragten an, CDU und CSU sollten weiterhin auf klare Distanz zur AfD gehen. 38 Prozent sprachen sich hingegen für eine begrenzte Zusammenarbeit aus – etwa in kommunalen Parlamenten oder bei Sachentscheidungen.
Unter den Unionsanhängern selbst ist das Meinungsbild ähnlich: 60 Prozent wünschen eine fortgesetzte Abgrenzung, 33 Prozent können sich punktuelle Kooperationen vorstellen. Auffällig ist dabei der regionale Unterschied. In Ostdeutschland sind 58 Prozent der Bevölkerung offen für eine gemeinsame Arbeit mit der AfD, im Westen lehnen 61 Prozent diese Möglichkeit ab.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine Kooperation jedoch entschieden ausgeschlossen. „Die ausgestreckte Hand der AfD ist eine Hand, die uns vernichten will“, erklärte Merz im Konrad-Adenauer-Haus. Beobachter warnen zugleich, dass ein Kurswechsel in dieser Frage die Union politisch spalten könnte.
Die Diskussion verdeutlicht die Spannungen zwischen strategischer Abgrenzung und realpolitischer Pragmatik – ein Thema, das auch in der Bevölkerung zunehmend ambivalent wahrgenommen wird.
Politische Themen, die das Land bewegen
Die Forsa-Daten zeigen zudem, welche Themen die Menschen in den letzten Wochen besonders beschäftigt haben. 40 Prozent der Befragten nannten die Lage im Nahen Osten als wichtigstes Thema, 33 Prozent den Krieg in der Ukraine, und 22 Prozent die Arbeit der Bundesregierung.
Klassische innenpolitische Fragen wie Rente (14 Prozent), Sozialreformen (13 Prozent) oder die Wehrpflichtdebatte (13 Prozent) spielten dagegen eine geringere Rolle. Themen wie Zuwanderung, innere Sicherheit, Klimaschutz und AfD/Rechtsextremismus wurden zwar genannt, rangierten aber am unteren Ende der Prioritätenliste.
Diese Schwerpunktverschiebung zeigt, dass die Bevölkerung in einer Zeit globaler Krisen und wirtschaftlicher Unsicherheit vor allem Stabilität, Orientierung und politische Klarheit erwartet. Parteien, die diese Bedürfnisse glaubwürdig ansprechen, gewinnen an Einfluss – insbesondere jene, die sich als Gegenentwurf zum etablierten System präsentieren.