Der Chemiekonzern BASF hat einen der größten Deals seiner jüngeren Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Das Unternehmen aus Ludwigshafen verkauft 60 Prozent seiner Lack- und Beschichtungssparte Coatings an Fonds der US-Investmentgesellschaft Carlyle Group. Der Unternehmenswert der Sparte wird mit 7,7 Milliarden Euro beziffert.

Für BASF bedeutet der Schritt einen strategischen Einschnitt – und gleichzeitig einen erheblichen Mittelzufluss. Nach Abschluss der Transaktion, der für das zweite Quartal 2026 erwartet wird, sollen dem Konzern 5,8 Milliarden Euro vor Steuern zufließen. BASF behält einen Minderheitsanteil von 40 Prozent und bleibt damit weiterhin an der zukünftigen Entwicklung der Sparte beteiligt.
Fokus auf Kernsegmente und Finanzstärkung
Der Verkauf steht im Zeichen einer klaren Neuausrichtung. BASF will sich stärker auf margenstarke Kernbereiche wie Chemikalien, Kunststoffe und Agrarprodukte konzentrieren. Durch den Teilverkauf der Coatings-Sparte verschafft sich der Konzern zusätzliche finanzielle Spielräume für Investitionen und zur Stärkung der Bilanz.
„Der Schritt ermöglicht uns, unser Portfolio weiter zu fokussieren und die Profitabilität nachhaltig zu verbessern“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Die freiwerdenden Mittel sollen in strategische Wachstumsfelder wie Elektromobilität, Batteriematerialien und Wasserstofftechnologien fließen.
Die Coatings-Sparte umfasst insbesondere die Produktion von Autolacken, Industrielacken und Spezialbeschichtungen, die an Automobilhersteller, Maschinenbauer und Bauunternehmen geliefert werden. Sie beschäftigt weltweit rund 11.000 Mitarbeiter und gilt als einer der führenden Anbieter in diesem Segment.
Börse reagiert verhalten – Hoffnung auf Aktienrückkäufe
An der Börse wurde die Transaktion zunächst mit moderaten Kursgewinnen aufgenommen. Die BASF-Aktie stieg um 0,7 Prozent und bewegte sich damit im Rahmen der Erwartungen. Händler sprachen von einem „soliden, aber wenig überraschenden Deal“, da die Verkaufsabsichten seit Monaten bekannt waren.
Für neue Dynamik könnte allerdings die Ankündigung möglicher Aktienrückkäufe sorgen. Finanzvorstand Dirk Elvermann erklärte in einer Telefonkonferenz, dass die zusätzlichen Mittel es BASF ermöglichen könnten, früher als geplant eigene Aktien zurückzukaufen.
„Wir prüfen aktuell, wie wir die durch den Verkauf freiwerdenden Gelder optimal einsetzen – Aktienrückkäufe sind eine denkbare Option“, so Elvermann. Anleger werten dies als positives Signal für die Kursentwicklung, da Rückkäufe das Vertrauen in die eigene Stärke unterstreichen.
Carlyle stärkt Präsenz im Chemiesektor
Für die Carlyle Group markiert der Einstieg bei BASF Coatings einen weiteren Schritt in Richtung Ausbau ihres Industrie- und Chemieportfolios. Der Finanzinvestor plant, das Lackgeschäft international weiterzuentwickeln und neue Märkte zu erschließen – insbesondere in Asien und Nordamerika.
Carlyle-Partner John Gregory betonte: „BASF Coatings ist ein hochprofitables Geschäft mit starker globaler Marktposition. Wir sehen großes Potenzial, das Wachstum mit gezielten Investitionen zu beschleunigen.“
Analysten erwarten, dass Carlyle durch den Ausbau digitaler Beschichtungslösungen und nachhaltiger Lacktechnologien versucht, den Unternehmenswert weiter zu steigern.
Ein Milliardenverkauf als strategischer Wendepunkt
Mit einem Transaktionswert von 7,7 Milliarden Euro zählt der Deal zu den größten der deutschen Chemiebranche in den vergangenen Jahren. Für BASF ist er zugleich ein Symbol für den Wandel: Der Konzern positioniert sich zunehmend als technologieorientierter Werkstoffspezialist und richtet seine Strukturen auf die Herausforderungen der nächsten Dekade aus.
Die geplante Teilveräußerung ist Teil einer breiteren Strategie, die auch die Reduzierung von Fixkosten und den Ausbau von Nachhaltigkeitsinitiativen umfasst. Trotz des Verkaufs bleibt BASF mit seiner 40-Prozent-Beteiligung ein entscheidender Akteur im globalen Lackgeschäft.Der Abschluss des Geschäfts wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 erfolgen, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Die Verhandlungen gelten in Finanzkreisen bereits jetzt als beispielhaft für eine partnerschaftliche Industrie-Investoren-Kooperation, die beiden Seiten langfristige Vorteile bringen dürfte.